Tirol: Kirchenvertreter betonen Verbundenheit mit Jüdinnen und Juden
„Anfängen des Antisemitismus wachsamer entgegentreten“
Innsbruck (epdÖ) – Vertreterinnen und Vertreter der Tiroler Kirchen haben ihre freundschaftliche Verbundenheit zu den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern unterstrichen. Mit „großem Nachdruck“ schließe man sich den in den vergangenen Tagen geäußerten Bekundungen von Mitgefühl und Solidarität gegenüber allen Jüdinnen und Juden an, heißt es in einem an die Israelitische Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg gerichteten offenen Brief vom Donnerstag, 27. August. Über die jüngst erfolgte Beschmierung der Räume der jüdischen Gemeinde in Graz und den körperlichen Angriff auf deren Präsidenten Elie Rosen sei man „zutiefst schockiert und alarmiert“.
„Wir fordern alle Schwestern und Brüder im Glauben auf und bitten alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, wachsamer und entschiedener allen Anfängen des Antisemitismus entgegen zu treten“, schreiben die Repräsentantinnen und Repräsentanten. Den Solidaritätsbekundungen müsse eine „gemeinschaftliche Anstrengung“ an die Seite gestellt und „konkrete Aufklärungsmaßnahmen und Aktivitäten“ angedacht werden, die jedoch nicht politisch oder ideologisch instrumentalisiert werden dürften. „Begegnung, Austausch und Bildung sind die unverzichtbaren Wege dorthin! Wir bleiben miteinander auf dem Weg“, halten die Unterzeichner fest.
Verfasst ist der an Kultusgemeinde-Präsident Günther Lieder adressierte Brief vom Innsbrucker römisch-katholischen Diözesanbischof Hermann Glettler, dem evangelischen Superintendenten für Salzburg und Tirol, Olivier Dantine, dem Theologen Roman A. Siebenrock als Sprecher des jüdisch-christlichen Komitees Tirol und Magdalena Modler-El-Abdaoui, der Kommissionsvorsitzenden für den interkulturellen und interreligiösen Dialog in der Diözese Innsbruck.
Im christlich-jüdischen Komitee pflege man die geforderte gemeinsame Haltung bereits seit Jahren, so die Kirchenvertreter. Die Beteiligten hätten sich hier auch in ihren „Sorgen und Ängsten besser kennengelernt“ und sähen sich „durch Hochachtung, Respekt und Freundschaft sehr verbunden“. Durch die Restaurierung einer Tora-Rolle, einer konkreten Aktion seit Jahresbeginn, habe man „in ökumenischer Übereinstimmung öffentlich sichtbar gemacht, dass wir gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden in unserem Land unterwegs sind“, hieß es, und weiter: „Antisemitismus kann und darf in den christlichen Kirchen keinen Platz haben!“
Weiters sei im Komitee derzeit eine Bildungsreihe angedacht, mit der das Anliegen der Österreichischen Bundesregierung „Verantwortung für Österreich“ konkret weitergedacht werden solle: Man wolle sich „mit (neuem) Antisemitismus ganz bewusst auseinandersetzen, sich über Gegenstrategien Gedanken machen und ihn bekämpfen“, kündigen die Kirchenvertreter an.