Beten zum Trost
Michael Chalupka über die Zwiesprache mit Gott
Um Worte ringen. Sein Innerstes ordnen. In schlaflosen Nächten das Leben beklagen. In der Morgenfrüh im Glanz der Sonne die Schöpfung loben und damit den Schöpfer. All das ist das Gebet, die Zwiesprache mit Gott zu üben. So manches Mal fehlen mir die Worte. Kommen mir die Worte zu banal vor für ein Gespräch mit Gott. Warum sollten den Schöpfer von Himmel und Erde meine Gefühle, Freuden und Ängste berühren?
Dann greife ich zum Gebetbuch Jesu, den Psalmen, dann weiß ich, mit diesen Worten stimme ich ein in die Worte, die abertausende von Menschen rund um den Erdball beten und seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden gebetet habe. So bete ich jetzt abends den 91. Psalm in der Übertragung von Arnold Stadler: „Auf Flügeln trägt er dich. Unter seinen Schwingen bist du beschirmt. In seiner Hand bist du sicher und versichert. Also musst du keine Angst haben vor dem Schrecken der Nacht und auch nicht vor dem Anschlag am hellen Tag. Keine Angst haben wie vor einer tödlichen Krankheit oder vor dem Ausbruch einer Seuche. Denn er hat seinen Engeln aufgetragen, dich auf immer zu schützen auf jedem Weg.“
In diesen überkommenen Worten, in diesem Gebet weiß ich mich verbunden mit all den Beterinnen und Betern vor mir, mit mir und hinter mir und mit dem Schöpfer der Welt, der seine Schwingen über uns ausbreitet und uns beschirmt und sich berühren lässt, gerade dann, wenn wir uns momentan so gar nicht beschützt fühlen mögen.