„Beim Namen gerufen“

 
von Evangelischer Pressedienst

Julia Schnizlein über die unvergängliche Bedeutung unserer Namen

Kennen Sie das? Sie treffen jemanden auf der Straße oder im Supermarkt und wissen ganz genau: Sie kennen diese Person. Aber woher? Und Sie kommen ins Gespräch, aber Ihnen fällt und fällt der Name nicht ein. Das kann unglaublich unangenehm und peinlich sein. Weil Namen wichtig sind! Jemandes Namen zu kennen, zeigt, dass man ihn ernst nimmt. Dass er uns nicht egal ist.
Wie wichtig Namen sind, merken wir auch dann, wenn sie nicht mehr zählen. Wenn sie bewusst weggelassen werden. Wenn der Einzelne nur noch eine Nummer ist, die er als Tätowierung auf dem Arm trägt.

Namen sind die kürzeste Zusammenfassung unserer Persönlichkeit. Sie machen uns individuell. Daher taufen wir Kinder auch auf bestimmte Namen, weil Gott in der Taufe Ja zu diesem ganz konkreten Menschen sagt.
„Der Herr spricht: Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein“, zitieren wir bei Tauffeiern häufig.

Aber nicht nur in der Taufe, auch am Ende unseres Lebens werden Namen wieder wichtig. Dann, wenn wir die Namen der Verstorbenen auf Grabsteine und Grabkreuze schreiben. Die Namen stehen für das, was sie uns waren. Für ganz konkrete Menschen, mit all ihren Eigenheiten. Den guten und den weniger guten. Mit all ihren Gefühlen und all den Spuren, die sie hinterlassen.

Allerdings wird die Zeit kommen, in der keiner mehr da ist, der sich noch erinnert. Dann werden wir alle nur noch unbekannte Namen auf verwitterten Grabsteinen sein. Eine traurige, vielleicht auch beängstigende Tatsache, wäre da nicht Gott. Denn was Gott uns in der Taufe verspricht, das hält er bis in den Tod und darüber hinaus. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Was mich ausmacht als Mensch, mit all meinen Gefühlen, meinen Eigenheiten, meinen Stärken und Schwächen – all das geht nicht verloren.
Es verschwindet nicht einfach wie Namen auf verwitterten Grabsteinen.

Was mich ausmacht als Mensch, ist für immer aufgehoben bei Gott:
Das Gute und das weniger Gute. Das was ich bewirken konnte und das, was misslungen, was unvollendet geblieben ist. In Gottes Hand sind unser aller Namen, sind wir alle gezeichnet. Dort sind wir für immer zu finden – bis wir einander wiedersehen. Bis zur Auferstehung.

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