Ostern in Zeiten von Corona

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser darüber, wieder raus zu dürfen

„Ich finde, die Taube ist ein Zeichen für die Auferstehung, weil die Taube kann wegfliegen, sie ist frei“, sagt der zehnjährige Johannes in einem Gespräch, in dem wir gemeinsam nachdenken über Bilder für Auferstehung. Dominik pflichtet ihm bei: „Auferstehung ist wie wenn du im Gefängnis bist und sozusagen gefangen im Tod und dann wieder aus dem Gefängnis raus darfst“, meint er. Interessant, dass ein Zehnjähriger auf das Bild vom Gefängnis kommt, denke ich mir und frage nach: „Kennst du dieses Gefühl?“ „Wenn ich in der Schule bin, geht’s mir manchmal so“, sagt Dominik, „weil immer ruhig dasitzen und zuhorchen, das ist für mich wie der Tod und dann freu ich mich, wenn es läutet und ich wieder raus kann.“

In Zeiten von Corona muss ich immer wieder an dieses Gespräch denken. Das Bild, das die Kinder zeichnen, hat eine neue und reale Bedeutung bekommen: Isolation in den eigenen vier Wänden und die Sehnsucht, wieder raus und sich frei bewegen zu können – noch nie war der Gedanke der Auferstehung so konkret spürbar. Und gleichzeitig fühlt sich die Auferstehung an diesem Ostersonntag fern an. Ausgangsbeschränkungen. Keine Feier der Osternacht, bei der ich mit der Gemeinde ums Osterfeuer stehe. Kein Osterfrühstück im Gemeindesaal. Kein Teilen von Brot und Wein im Ostersonntagsgottesdienst. Kein Ostereiersuchen in der Großfamilie.

Über das Fernsehen feiere ich heuer den Ostergottesdienst und spreche das Glaubensbekenntnis mit: „… gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten“. Und obwohl Ostersonntag ist, fühle ich mich eher wie in den drei Tagen zwischen Tod und Auferstehung. Die Lockerung der Ausgangsbeschränkungen rückt näher, aber noch gelten sie. Der Stein vor dem Grab ist noch nicht weggewälzt. Rauskönnen, wieder ins Leben eintauchen, ins ganz normale Leben, mich frei bewegen – das ist noch nicht möglich und wird auch nur langsam, schrittweise wieder möglich werden. Doch gerade in diesem Gefühl schenkt mir das Sprechen des Glaubensbekenntnisses heuer ganz besonders Hoffnung: „hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten“ – auf den Tod folgt die Auferstehung, auf den Karfreitag folgt der Ostersonntag. Nicht sofort, nicht unmittelbar, aber immer. Unumkehrbar.

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