Zeugen des Lebens
Michael Chalupka über Auferstehung und Gegenwart
Am Rande von Wien liegt die koptische Kirche der Heiligen Jungfrau von Zeitoun. Rund 5000 Kopten leben mittlerweile in Wien. Viele der Älteren sind vor Jahrzehnten als Zeitungskolporteure nach Österreich gekommen und sind hier heimisch geworden.
Der Chor der Diakone, der anlässlich des Weltgebetstags für die Einheit der Christen beim ökumenischen Gottesdienst singt, ist in lange strahlend weiße Gewänder gekleidet. Bevor die Liturgie beginnt, erzählt einer der Priester, Pater Schenuda, von seiner letzten Reise nach Kairo, von seinem Besuch in der Kirche St. Peter und Paul. Die den Aposteln geweihte Kirche erlangte im Jahr 2016 traurige mediale Aufmerksamkeit, als sie Ziel eines Bombenanschlags islamistischen Terrors geworden ist. 28 Menschen, vor allem Frauen und Kinder wurden ermordet.
In der koptischen Kirche gibt es die Tradition, dass ein Bild einer Heiligen oder eines Heiligen, Mariens oder der Apostels anstelle eines Brustkreuzes getragen wird, um ihr Leben zu vergegenwärtigen. In dieser Gemeinde tragen aber viele, die ihre Angehörigen verloren haben, Bilder von ihnen über den weißen liturgischen Gewändern. Weiß ist die Farbe der Auferstehung. So wie Jesus und die Heiligen gegenwärtig sind mitten in der feiernde Gemeinde, so sind auch die Opfer des Anschlags gegenwärtig, nicht nur als Opfer, sondern als Zeugen des Lebenswillens der ganzen Gemeinde in aller Gefährdung.