Chalupka fordert von wahlkämpfenden Parteien Karfreitags-Bekenntnis
Erfahrungen der Menschen in den politischen Diskurs einbringen
Erfahrungen der Menschen in den politischen Diskurs einbringen
Wien (epdÖ) – Der neue evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka stellt den Parteien die Gretchenfrage zur Karfreitags-Regelung. Diese sollten sich im Wahlkampf positionieren, sagte er im Interview mit der Austria Presse Agentur (APA) zu seinem Amtsantritt. Die Verfassungsbeschwerde gegen die türkis-blaue Maßnahme sei weiterhin in Vorbereitung, Chalupka, der seit Sonntag im Amt ist, hofft aber auch auf eine bessere Lösung durch die neue Regierung.
„Im Wahlkampf ist es uns wirklich wichtig, dass sich die Parteien zum Karfreitag positionieren. Die evangelischen Bürger und Bürgerinnen sollten das wissen“, findet Chalupka. „Signale des Umdenkens“ habe es ja bereits gegeben, spricht der evangelische Bischof etwa Aussagen des steirischen Landeshauptmannes Hermann Schützenhöfer (ÖVP) an. Prinzipiell wünscht sich Chalupka, dass der Karfreitag als Feiertag für alle gilt. Lieber wäre es Chalupka aber, wenn man gar nicht erst den Verfassungsgerichtshof (VfGH) bemühen müsste und es zu einer Einigung zwischen Parteien, Wirtschaft, Sozialpartnern und den Religionsgemeinschaften käme. Dennoch arbeite man weiter an der Verfassungsklage gegen die Neuregelung. Sollte es etwa unter der neuen Regierung zu Änderungen kommen, könne man diese immer noch im Nachhinein zurückziehen.
Wünsche an die Politik betreffen aber nicht nur den Karfreitag. „Ich denke, es sind einige Baustellen offen“, spricht der Bischof das Thema Klimaschutz an, welches zumindest im Wahlkampf im politischen Bewusstsein angekommen sei. Seit 30 Jahren werde diese „Schöpfungsverantwortung“ in den Kirchen gelebt. Vor allem einzelne Pfarrgemeinden gingen mit gutem Beispiel voran. „Da gibt es Modelle auf der regionalen Ebene, die man fruchtbar machen kann.“
Chalupka ortet seit dem Ende der ÖVP-FPÖ-Koalition auch wieder vermehrt die Einbindung der Zivilgesellschaft in politische Entscheidungsprozesse: „Ich denke, was die Interimsregierung von der Regierung, die wir die letzten eineinhalb Jahre erlebt haben, wohltuend unterschieden hat, ist, dass sie mit allen gesprochen hat.“ Dabei gehe es nicht darum, dass Kirchen oder NGOs mitreden können, sondern Erfahrungen der Menschen in den Diskurs einzubringen.
Ein „großes Umdenken“ erhofft sich der Bischof im Bereich der Elementarpädagogik in den Kindergärten, wo etwa die personellen, finanziellen und pädagogischen Ressourcen nicht mit den hohen Erwartungen an diesen Bereich mitgewachsen seien. Ähnliches gelte für den Bereich der Pflege. Zwar sei die jährliche Valorisierung ein „ganz großer Schritt“ gewesen, findet der ehemalige Diakonie-Direktor – „aber es geht um viel größere Konzepte“, um der demografischen Entwicklung zu begegnen.