Eine gute, intensive Zeit: Abschied von Hansjörg Lein und Inge Troch

Superintendent Lein und Superintendentialkuration Troch blicken auf 15 Jahre zurück

 
von Martina Schomaker
Superintendent Lein und Inge Troch blicken auf eine etwa 15-jährige Zusammenarbeit zurück.
Superintendent Lein und Inge Troch blicken auf eine etwa 15-jährige Zusammenarbeit zurück.

Superintendent Hansjörg Lein und Superintendentialkuratorin Inge Troch blicken zurück auf eine etwa 15-jährige Zusammenarbeit, in der sie die Evangelische Kirche A.B. in Wien geleitet haben: Reformen, Sitzungen, Andachten – zusammen arbeiten, zusammenwachsen, zusammen feiern. Die beiden sind sich einig: es war eine gute Zeit, eine intensive Zeit.

INGE TROCH: Hansjörg, Du hast Dein Amt 2004 angetreten. Ich wurde 2006 gewählt. Aber unsere Zusammenarbeit hat schon früher begonnen. Ab 2003 war ich Vorsitzende des Pfarrgemeindeverbandes und in die Strukturreform involviert, d.h. in eine klare Trennung der Aufgaben der Diözese und des Verbandes. Damals hast Du einen wichtigen Prozess angestoßen – eine gerechtere Verteilung der Kosten übergemeindlicher Einrichtungen wie etwa Krankenhausseelsorge und Schulamt auf die Pfarrgemeinden.

HANSJÖRG LEIN: Ja, der Blick über den Tellerrand und eine gute Zusammenarbeit von Gemeinden und der in ihnen tätigen Menschen ist sehr wichtig. Konkurrenzdenken und Schrebergartenmentalität dürfen da keine Rolle spielen.

INGE TROCH: In diesen ersten Jahren habe ich verstanden, wie wichtig es ist, das „Evangelische Wien“ als eine große Einheit zu denken. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass sich die Strukturreform mit Grundbucheintragungen und neuer Friedhofsordnung bis 2018 hinziehen würde. Außerdem schön: Die Superintendentur ist nun räumlich umgebaut und barrierefrei.

HANSJÖRG LEIN: Geduld ist erforderlich in vielen Belangen. Besonders wenn es um das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen geht. Zum Beispiel wenn eine neue Pfarrerin auf einen langjährigen Kurator trifft und sie unterschiedliche Vorstellungen haben. Oder eine ideenreiche Jugendreferentin mit einem traditionsbewussten Pfarrer zusammenarbeiten soll.

INGE TROCH: Wir haben versucht, ein gutes Miteinander vorzuleben. Dabei haben uns auch die regelmäßigen Supervisionen unterstützt. Ebenso die wöchentlichen Gespräche über die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen. Vor allem wenn es in Pfarrgemeinden kriselt. Gespräche mit Gottesdienstbesucher*innen beim Kirchenkaffee sind oft frühe Warner.

HANSJÖRG LEIN: Schon unsere Kirchenverfassung hält fest, dass für die geistliche Leitung einer Gemeinde Pfarrer*innen und Presbyter*innen gemeinsam verantwortlich sind. Ein Zeichen dafür ist die Gestaltung von Andachten zu Beginn einer Sitzung. Inge, erinnerst Du Dich noch, wann Du Deine erste Andacht gestaltet hast? Und wie viele es waren?

INGE TROCH: Meine erste war bei der Synode im Oktober 2007. Später dann bei vielen diözesanen und gesamtkirchlichen Gelegenheiten, aber auch in der Superintendentur. Insgesamt waren es wohl fast hundert – das sind besonders schöne Erinnerungen.

HANSJÖRG LEIN: Grundsätzlich schätze ich unsere demokratischen Strukturen. Leider gab es viele langwierige Sitzungen, bei denen Teilnehmer*innen nicht vorbereitet waren oder sich die Diskussion im Kreis drehte. Verbesserung der Sitzungskultur und sinnvolle Nutzung digitaler Medien sind notwendig, aber die gute Gesprächskultur etwa bei Superintendentialversammlungen oder Pfarrkonferenzen darf nicht darunter leiden!

INGE TROCH: Ich denke lieber an Festgottesdienste zurück. Vorbereitung eines Segens- oder Grußwortes waren auch für mich spirituell anregend und persönlich berührend. Feste und Feiern sind wichtige Momente des Miteinanders. Seien es nun Herbstfest oder Frühlingsball, Begrüßungsabende und Dankesfeiern.

HANSJÖRG LEIN: Ja, ganz wesentlich ist gezeigte Wertschätzung aller! Dies drückt sich u.a. in unseren Geburtstagswünschen und Briefen aus. Ebenso in meinen Mitarbeitergesprächen mit Pfarrer*innen, die auch meine Anteilnahme an deren Freuden und Sorgen zeigen. Dies gilt besonders für Visitationen mit je rund dreißig Terminen. Sie erlauben intensive Begegnungen und gemeinsames Bewältigen schwieriger Situationen wie der Verkauf des Gemeindezentrums Arche am Leberberg oder die Zusammenlegung der Gemeinde Kaisermühlen und Kagran mit Donaustadt.

INGE TROCH: Viele gute Kontakte entstanden bei den Treffen der Kurator*innen. Dort wurde einander immer wieder mit Rat geholfen, ja auch Neues, wie die gemeinsamen Abendgottesdienst entlang der U3 oder die Zukunftsinitiative „Wir sind Wien“ angedacht.

HANSJÖRG LEIN: Die Entwicklung der Stadt Wien mit neuen Krankenhäusern und Geriatriezentren, Migration und zunehmende Armut sind auch für uns Evangelische eine große Herausforderung. Die gute Entwicklung der evangelischen Kindergärten und Schulen ist erfreulich. Schön, dass die Realisierung des „Campus der Religionen“ in der Seestadt Aspern durchaus im Bereich des Möglichen liegt.

INGE TROCH: Für unsere Zukunft ist wohl ein Wort von Selma Lagerlöf zutreffend:

„Man soll nicht ängstlich fragen: Was wird und kann noch kommen?

sondern sagen: Ich bin gespannt, was Gott jetzt noch mit mir vorhat!“

HANSJÖRG LEIN: Gut gesagt, Inge! Und für die Zukunft der Evangelischen Kirche A.B. in Wien wünschen wir Gottes reichen Segen.

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