60 Kerzen gedenken der 60 Millionen Todesopfer des 2. Weltkrieges
Evangelische, katholische, orthodoxe Christen und Muslime beten gemeinsam in der Augustinerkirche
Zum 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs fand in der Augustinerkirche um 18:30 Uhr eine multireligiöse Gebetsfeier statt. Katholische, orthodoxe und evangelische Christen sowie Muslime begingen diesen Tag in einer gemeinsam gestalteten Gebetsfeier – für ein friedliches Miteinander. Den Ehrenschutz hatte Sebastian Kurz, Bundesminister für Europa, Integration und Äußeres, übernommen.
Am Abend des 8. Mai – dem Tag der Befreiung – feierten Vertreter der katholischen, orthodoxen und evangelischen Kirchen und der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich eine einzigartige gemeinsame Gebetsstunde für den Frieden – in Erinnerung, aber auch als Signal. Superintendent Hansjörg Lein vertrat die Evangelische Diözese A.B. Wien.
„Unsere Religionen verbindet eine gemeinsame Sehnsucht: die nach Frieden. Frieden in unserem Ort, Frieden in unserem Land, Frieden in den Krisenregionen der Welt“, leitete Dr. Rappert ein, der als stellvertretender Vorsitzender der Diözesankommission für ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien die Gebetsstunde moderierte.
Diese Sehnsucht und Verbundenheit kamen zeichenhaft zum Ausdruck: 60 Kerzen– fünf davon gemeinsam durch die Zelebranten entzündet – und 60 von den Besuchern der Feier niedergelegte Rosen sollten Zeichen des Friedens und des Gedenkens an die 60 Millionen Kriegsopfer sein.
Denn: Gerade der von Fanatikern praktizierte Missbrauch von Religion birgt heutzutage immer noch größtes Konfliktpotenzial.
„Schweigen ist hier ein falsches Signal – und: Der 70. Jahrestag bietet Anlass, sich zu erinnern und gleichzeitig zu warnen“, sagt Prof. Gerhard Skoff, Mitorganisator der Gebetsfeier. In einer besinnlichen multireligiösen Gebetsfeier wird hier ein gemeinsames Zeichen gesetzt. Und die Gemeinsamkeit ist auch die große Stärke. Im multireligiösen Gebet verzichten die einzelnen Glaubensgemeinschaften auf ihre gelebten Rituale, um einem hohen Gut zu dienen – in diesem Fall dem Frieden.
Der Verzicht auf ein für alle Teilnehmenden gleiches, ritualisiertes Gebet resultiert aus dem Respekt vor der Besonderheit des anderen Glaubens und traditionsbedingten Unterschieden. Die Vertreter der großen Glaubensgruppen in Österreich setzten dieses Zeichen daher unabhängig von ihrer religiösen und kulturellen Herkunft – für ein friedliches Zusammenleben und gegen jegliche kriegerische Handlung unabhängig der dahinterstehenden Motive.
Auszug aus dem gemeinsamen abschließenden Friedensgebet: „Segne uns mit Worten, die Mut machen und halten was sie verspr echen…“
Text: Stage4solutions, Alexander Skoff
Fotos: Augustinerkirche