Synodenpräsidium und weltliche Oberkirchenratsmitglieder in Amt eingeführt
Oberkirchenrätin Herrgesell feierlich entpflichtet
Graz (epdÖ) – Von evangelischer Vielfalt, geistlichem Wirken auch in weltlichen Dingen und adventlicher Hoffnung zeugte der Eröffnungsgottesdienst zur Synode der Evangelischen Kirche am Mittwochabend, 4. Dezember, in der Grazer Kreuzkirche. Im Rahmen des Gottesdienstes wurde das bei der Juni-Synode wiedergewählte Synodenpräsidium ebenso wie die dort gewählten weltlichen Mitglieder des Oberkirchenrates feierlich in ihre Leitungsämter eingeführt.
„Synodenpräsidium und Oberkirchenräte sind einander ergänzende Funktionen“, erläuterte der lutherische Bischof Michael Chalupka, der die Amtseinführung gemeinsam mit dem reformierten Landessuperintendenten Thomas Hennefeld, der lutherischen Oberkirchenrätin Ingrid Bachler und dem Synodalen Lucas Wendelin vornahm. In seiner Grundaufgabe sei der Oberkirchenrat ein geistliches Leitungsorgan, er dürfe nicht auf seine Verwaltungsaufgaben reduziert werden. Die Synode als Gegenüber repräsentiere die innerkirchliche Vielfalt und habe die „Einheit der Verschiedenen zum Ziel“, was einen großen Reichtum darstelle. Das könne auch bedeuten, „dass sie sich um die Einheit im Konflikt bemühen muss“, so Chalupka. Auch die Synode sei ein geistliches Leitungsorgan, deswegen sei es wichtig, dass sie einen „magnus consensus“ anstrebe. Chalupka: „Es geht nicht um knappe Mehrheiten, sondern es geht um den großen Konsens.“
Wichtig sei auch, dass es keine Über- oder Unterordnung der verschiedenen Ämter, Aufgaben, Dienste oder Funktionen gäbe. „Das ist wesentlich für unsere Evangelische Kirche“, betonte der Bischof. Außerdem gebe es „keine Trennung von weltlichen und geistlichen Aufgaben, auch wenn wir weltliche und geistliche Amtsträger haben“.
Das Präsidum der Synode A.B. (lutherisch) setzt sich aus Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs, der ersten Vizepräsidentin Pfarrerin Gabriele Neubacher (Attersee) sowie dem zweiten Vizepräsidenten Thomas Urbas, Richter in Wien und Lektor in der Pfarrgemeinde Wien-Schwechat, zusammen.
Das Präsidium der Generalsynode, der neben den lutherischen auch die reformierten Delegierten angehören, bilden Synodenpräsidentin Ingrid Monjencs, der erste Vizepräsident Georg Jünger, Jurist und Presbyter in der reformierten Stadtkirche Wien, sowie die zweite Vizepräsidentin Gabriele Neubacher.
Dem Oberkirchenrat A.u.H.B. gehören an: Eva Lahnsteiner als Oberkirchenrätin für „Recht und Service“, Günter Köber für das Ressort „Kirche und Gesellschaft“, Bernd Rießland für das Ressort „Wirtschaft und Nachhaltigkeit“ und als dessen Stellvertreter Dietmar Bruno Kilian. Dieter Beck ist Oberkirchenrat für „Recht und Service“ im Oberkirchenrat A.B..
Bischof dankt scheidender Oberkirchenrätin Herrgesell für couragiertes Engagement
Aus ihrem Amt entpflichtet wurde die Grazerin Gerhild Herrgesell. Die 1959 geborene Religionspädagogin und spätere Fachinspektorin für Religionsunterricht in Wien unterrichtete an mehreren Schulen in Graz evangelische Religion. Ehrenamtlich arbeitet Herrgesell seit vielen Jahren in der Pfarrgemeinde Graz-Heilandskirche mit. 2006 wurde sie zur gesamtösterreichischen Landeskirchenkuratorin gewählt, 2013 erfolgte die Wahl zur Oberkirchenrätin für das damals neue Ressort Kirchenentwicklung.
„Im Namen der Evangelischen Kirche danke ich dir dafür, dass du deine Gaben und Kräfte in unserer Kirche eingesetzt hast“, sagte Chalupka zur scheidenden Oberkirchenrätin. Sie habe als Hauptamtliche, genauso wie als Ehrenamtliche, Karriere in der Evangelischen Kirche gemacht und sich dabei „lebendig und couragiert im Licht des Evangeliums engagiert“, bekräftigte der Bischof.
Herrgesell bedankte sich für die „vielen Begegnungen, die ich in diesen vielen Jahren gehabt habe“. Sie habe erfahren, wie verschieden Evangelisch-Sein gelebt werden kann, „und alles ist gut und wertvoll“. In all den Jahren habe sie gelernt, dass man zunächst mal zuhören solle, „bevor man alles besser weiß“. Und auch, dass man „Gott und dem Heiligen Geist vieles überlassen darf“.
Rehner: Poetry Slam-Predigt über Mut und Hoffnung
Für Mut und Hoffnung durch das Vertrauen auf Gottes Zusagen hat sich der steirische Superintendent Wolfgang Rehner in seiner Predigt ausgesprochen. Er wählte das ungewöhnliche Format eines Poetry-Slams, um über die Vision des erwachenden Mandelzweigs beim Propheten Jeremia zu sprechen. „Sei bereit, sei einfallsreich, sei kühn. Lass Gottes Wort, lass seinen Ruf nicht unbeantwortet vorüberziehen!“, so der Appell des steirischen Superintendenten an die Mitglieder der Synode. Die Mandelblüte bei Jeremia sei, wie hierzulande heute der Barbarazweig, ein Symbol für „warten, beten, glauben, hoffen: Gott hält uns Zukunft offen“.
Den Gottesdienst gestalteten Ortspfarrer Senior Paul Nitsche und Ronja Pfau, steirische Jugenddelegierte in der Synode. Die musikalische Leitung lag bei Landeskantor Matthias Krampe, mit ihm musizierten Lukas Böhm vom kirchlichen Netzwerk „ProPop“ (Percussion) sowie Tillmann Gräter (Violine). Für die Liturgie wurden die von der Kommission für Gottesdienst und Kirchenmusik der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich neu erarbeiteten Melodien und Texte verwendet.
Die Synode ist das höchste gesetzgebende Organ der Evangelischen Kirche. Ihr gehören rund 70 weltliche und geistliche Delegierte aus ganz Österreich an. Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter beraten über die Kirchenverfassung, entscheiden über den wirtschaftlichen Haushalt der Kirche, verabschieden kirchliche Gesetze und Stellungnahmen und befassen sich mit Themen, die die gesamtösterreichische Evangelische Kirche betreffen.
Bilder von der Synode finden Sie auf: foto.evang.at