Bodenversiegelung: Kirchen mahnen Umkehr ein

 
von Evangelischer Pressedienst

Hennefeld bei ÖRKÖ-Gottesdienst zur Schöpfungszeit: „Erleben Wetterextreme und auch viel Ignoranz“

Wien (epdÖ) – Ganz im Zeichen des konkreten Einsatzes gegen die Bodenversiegelung stand am Donnerstagabend, 19. September, der diesjährige Gottesdienst zur Schöpfungszeit des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). Im Rahmen des Gottesdienstes in der Christkönigskirche in Wien-Pötzleinsdorf wurden Initiativen vorgestellt, die gegen Bodenversiegelung vorgehen. Veranstalter waren neben dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) die Vernetzte Ökumene Wien West und die Pfarre Währing. Der Gottesdienst stand unter dem Motto „Aus Wüsten Gärten machen“.

Die Predigt hielt der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Er sparte nicht mit harscher Kritik an der gegenwärtigen Zerstörung der Umwelt und den gesellschaftlichen Begleiterscheinungen: „Wir erleben Wetterextreme, und wir erleben auch viel Ignoranz, Beschwichtigung oder gar Negierung des Klimawandels.“

Ein Grund für Überflutungen, wie man sie zuletzt im Osten Österreichs erlebte, sei die extreme Bodenversiegelung, so der Landessuperintendent: „Wir setzen alles daran, möglichst viel Ackerfläche, Wiesen, Wald in Wüsten zu verwandeln. Wir nehmen dem Boden den Atem zum Leben und in der Folge auch den Menschen.“

Hennefeld weiter wörtlich: „Wir bringen mit unserem Lebensstil, unserem Wohlstand, auf den wir so stolz sind, diese Erde an den Rand des Abgrunds, wollen das aber nicht wahrhaben.“ Das Verhalten der Menschen erinnere ihn an den Pharao in der Bibel, der die Hebräer nicht ziehen lassen wollte: „Gott lässt eine Menge Plagen über das Land Ägypten und die Menschen kommen, aber der Pharao zeigt sich lange unbeeindruckt. Benehmen wir uns nicht wie der Pharao, dessen Herz Gott versteinert hat. (…) Wir wollen nicht sehen, nicht erkennen, was wir durch unseren Lebensstil anrichten, wollen weiterleben wie bisher, obwohl die Warnsignale eines drohenden Kollapses unübersehbar sind.“

Opfer-Täter-Umkehr

Politiker würden lieber eine Täter-Opfer-Umkehr betreiben, indem nicht Politik, Wirtschaft und Konsumwahn als Problem gesehen werden, sondern „Klimakleber, die zu Terroristen hochstilisiert werden.“ Man könne über Methoden und Aktionen der Letzten Generation streiten, „aber diese Leute haben gewarnt, dass wir an der eigenen Vernichtung arbeiten, haben moderate Forderungen gestellt wie ein Klimaschutzgesetz und Tempo 100 auf der Autobahn, keine revolutionären Ideen, aber für die Politik schon zu viel. Lieber mit großen Autos auf neuen Autobahnen und Schnellstraßen Gärten in Wüsten verwandeln.“

Hennefeld ortet in Gier und Trägheit die Grundübel für die uneinsichtige weitere Zerstörung der Umwelt. Vieles geschehe, „weil es einfach bequem ist“, und vieles „aus Gier, nicht genug bekommen zu können“. Hennefeld: „Wir können nicht genug Boden versiegeln, Häuser bauen und damit auch spekulieren, und die Folgen werden negiert oder kleingeredet und die Mahner werden kriminalisiert oder verlacht.“

Nur wenn sich der Mensch besinnt und der Natur wieder mehr Raum schenkt, „werden wir auch eine Zukunft haben“, so Hennefeld in seiner Predigt weiter. Im Mahnen zur Umkehr wie auch dazu, selbst ein Beispiel für einen anderen Lebensstil zu geben, dürfe es kein Nachlassen geben, mahnte er schließlich ein: „Gott möge unsere müden Hände stärken und unsere wankenden Knie festmachen und wir mögen den Ruf Gottes hören: Seid unverzagt. Lasst euch nicht abhalten von eurer prophetischen Kritik wie auch von guten Ideen zur Gestaltung einer gedeihlichen Zukunft.“

Den Gottesdienst gestalteten neben Hennefeld die altkatholische Bischöfin Maria Kubin, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin, die lutherische Pfarrerin Barbara Heyse-Schaefer, der serbisch-orthodoxe Priester Jovan Govedarica und der katholische Pfarrer und Dechant Arkadiusz Zakreta.

Konkrete Grün-Projekte

Silvia Nossek, Bezirksvorsteherin von Wien-Währing, berichtete im Rahmen des Gottesdienstes von Bemühungen im Bezirk, die Grünflächen und den Baumbestand deutlich zu erhöhen und gegen die Bodenversiegelung vorzugehen. Sie zitierte in ihren Ausführungen auch aus der jüngsten Erklärung des ÖRKÖ: „Jede Leugnung des Klimawandels, aber auch jeder Fatalismus ist fehl am Platz.“ Nur der Mensch habe es in der Hand, der Klimakatastrophe noch etwas entgegenzusetzen. Die Politik müsse mutiger als bisher Klimaschutzmaßnahmen setzen, es brauche freilich ein gesamtgesellschaftliches Umdenken. Nossek wies auch auf die Bemühungen hin, die neu entstandenen Grünflächen als Orte der Begegnung zu gestalten und zu beleben. Sie sprach von „Gärten des Miteinanders“, es brauche eine neue „Kultur des Teilens“.

Pfarrerin Heyse-Schaefer stellte das Projekt „Gartenpolylog“ vor. Gemeinschaftsgärten werden angelegt und gemeinsam bewirtschaftet. U.a. werden in diesem Rahmen auch Integrationsprojekte durchgeführt. Hinter dem Projekt steht der gleichnamige Verein Gartenpolylog. (Infos: www.gartenpolylog.org)

Kollekte für Projekt in Burkina Faso

Die Kollekte beim Gottesdienst war für das ÖRKÖ-Spendenprojekt 2024 bestimmt: Der Ökumenische Rat unterstützt heuer ein Entwicklungsprogramm der „Geschwisterlichen Vereinigung der Gläubigen von Dori“ („Union Fraternelle Des Croyants“, UFC) in Burkina Faso in Afrika. In der Sahelzone von Burkina Faso sorgen Christen und Muslime gemeinsam für eine gesunde Ernährung. Nachhaltige Landwirtschaft, Aufforstung und verschiedene Techniken der Wassergewinnung gehören zum Entwicklungskonzept.

Dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) gehören 17 Kirchen an: die Altkatholische Kirche, Anglikanische Kirche, Armenisch-apostolische Kirche, Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Evangelische Kirche A.B., Evangelische Kirche H.B., Evangelisch-methodistische Kirche, Griechisch-Orthodoxe Kirche, Koptisch-Orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Russisch-Orthodoxe Kirche, Serbisch-Orthodoxe Kirche und Syrisch-Orthodoxe Kirche. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, der Bund der Baptistengemeinden und die Neuapostolische Kirche sind „Mitglieder mit beratender Stimme“. Weitere Institutionen bzw. Organisationen besitzen Beobachterstatus. (Infos: www.oekumene.at)

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