80 Jahre Siebenbürger Sachsen in Österreich: Gottesdienst in Wels
Chalupka: „Herausforderung verwandelte sich über die Jahre in ein Geschenk“
Wels (epdÖ) – Ein Gedenk- und Dankgottesdienst bildete den Abschluss der dreitägigen Veranstaltung „80 Jahre Siebenbürger Sachsen in Österreich“. Die Predigt in der evangelischen Christuskirche in Wels hielt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka. Geladen zu den Gedenkveranstaltungen von Freitag, 20., bis Sonntag, 22. September, hatten der Verband und der Bund der Siebenbürger Sachsen in Österreich. Nach einem reichhaltigen kulturellen Programm mit Tanz und historischen Informationen in der Landesmusikschule Wels und der Welser Stadthalle versammelten sich am Sonntag zahlreiche Gäste zum Gottesdienst.
„Wir feiern einen Festgottesdienst, der zugleich Gedenkgottesdienst und Dankgottesdienst ist“, betonte Bischof Chalupka in seiner Predigt. „Wir gedenken, weil der Anlass der Erinnerung ein schrecklicher war: der Krieg, die Evakuierung, der Verlust allen Hab und Guts, der Abschied aus der Heimat. Und zugleich danken wir, weil das Ende einen Neuanfang markiert hat. Einen neuen Beginn mit all seinen Schwierigkeiten und Unsicherheiten, der aber schließlich in eine neue Heimat in Österreich und in der Evangelischen Kirche in Österreich geführt hat.“
Für die Evangelische Kirche in Österreich seien die Glaubensgeschwister aus Siebenbürgen zunächst eine Herausforderung gewesen, sagte Chalupka, dann aber ein Geschenk. „Eine Herausforderung war ihre schiere Anzahl, in vielen Gemeinden – gerade hier in Oberösterreich – verdoppelte sich die Anzahl der Gläubigen, aber auch ihre gänzlich anders gelagerte Art, Kirche zu leben. Diese Herausforderung verwandelte sich über die Jahre in ein Geschenk, für das wir noch immer dankbar sein dürfen.“
Anlass der Feierlichkeiten „80 Jahre Siebenbürger Sachsen in Österreich“ war die Flucht tausender Menschen aus Siebenbürgen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges: Im Jahr 1944 erklärte Rumänien dem Deutschen Reich den Krieg. Die Einwohner Nordsiebenbürgens flüchteten Richtung Westen, etliche von ihnen fanden in Österreich eine neue Heimat. Weil die Siebenbürger mehrheitlich evangelisch waren, entstanden im Zuge dieser Flucht zahlreiche evangelische Pfarrgemeinden in Österreich.