Diakonie zur Kindergesundheit: Therapielücke schließen

 
von Evangelischer Pressedienst

Schenk ortet große Herausforderungen und Lücken im Gesundheitssystem und in der Prävention

Wien (epdÖ) – Kinder brauchen Hilfe, wenn sie mit ihrem Alltag und sich selbst nicht mehr zurechtkommen, betont die Diakonie in einer aktuellen Aussendung. Die evangelische Hilfs- und Sozialorganisation fordert, „die Therapielücke zu schließen“. Dazu müssten Umfang und Zugang zu kassenfinanzierter Therapie verbessert, Therapieangebote und psychosoziale Notdienste außerhalb der Ballungszentren ausgebaut werden. „Im Gesundheitssystem und in der Prävention gibt es große Herausforderungen und Lücken – gerade für Kinder, die krank und sozial benachteiligt sind“, erklärt der Diakonie-Sozialexperte und Psychologe Martin Schenk, der mit Blick auf die Nationalratswahl im September auf „starke Stimmen für Kindergesundheit“ hofft.

Regionale Therapiezentren, mobile Teams, kassenfinanzierte Plätze

Psychotherapie und psychologische Behandlung sind zwar aktuell als Leistung der Österreichischen Gesundheitskasse anerkannt. Leistbare kassenfinanzierte Plätze seien der Diakonie zufolge aber „weiter Mangelware“. Zudem sei der Selbstbehalt zu hoch. Diejenigen, die das Angebot am meisten bräuchten, seien jene Menschen, die es sich am wenigsten leisten können. „Der Schlüssel wäre eine ordentliche Finanzierung, die den Zugang für jeden sichert – egal ob arm oder reich. Und egal wo: im niedergelassenen Bereich, der Primärversorgung, in regionalen integrierten Therapiezentren oder mobilen Teams“, fordert die Diakonie und unterstreicht: „Angesichts der psychosozialen Probleme sind das ja nicht nur Kosten, sondern vielmehr wirksame Investitionen in die Gesundheit.“

Die Versorgungslücke liege bei der Leistbarkeit sowie bei den langen Wartezeiten und der Mangelversorgung in ländlichen Regionen. Hierbei gehe es um eine kassenfinanzierte Behandlung, um bessere regionale Versorgung und um diversere Formen der Angebote wie regionale Therapiezentren oder mobile Teams. „Da besteht die Herausforderung darin, ,Drei in Eins‘ zu setzen“, analysiert Schenk. „Erstens Gesundheit und Soziales zusammenzudenken mit Krankenhaus, Sozialberatung, Kindergarten, Wohnsituation etc. Zweitens: Multiprofessionell und fächerübergreifend zu handeln mit Ärzt:innen, Psycholog:innen, Therapeut:innen und Sozialarbeit. Drittens: Sozialraumorientiert im Grätzel, im Straßenzug, in der Gemeinde zu agieren. Eben alles ,Drei in Eins‘ zu integrieren. Das wäre der Schlüssel. Sonst stehen wir vor der eigenen Wohnung, haben aber nichts in der Hand, um hineinzukommen“, hebt der Sozialexperte hervor.

Chronisch kranke Kinder: Schulassistenz und Schulgesundheitsteams

Um allen Kindern gute Entwicklungsmöglichkeiten zu gewähren, sei es jetzt an der Zeit, die Benachteiligung chronisch kranker Kinder im Hinblick auf Stützkräfte und Schulassistenz zu beenden, wenn Eltern keine Nachmittagsbetreuung und keinen Kindergarten für ihr krankes Kind finden. „Weiters könnten Schulgesundheitsteams in einer arbeitsteiligen und kooperativen Struktur gebündelt werden, die ‚school nurse‘ wäre ein Teil davon“, bekräftigt die Diakonie.

Darüber hinaus sollten die „Frühen Hilfen“ – d.h. Unterstützungsangebote rund um die Geburt – zu allgemeinen Kinder-Hilfen bis ins Jugendalter weiterentwickelt werden. „Man setzt bei den Entwicklungsherausforderungen des Kindes an und baut die Unterstützungsmaßnahmen begleitend auf“, betont Schenk. Bei diesen miteinander verbundenen „Präventionsketten“ würden die einzelnen Kettenglieder verlässlich ineinandergreifen, „damit die Kette nicht reißen kann“. Dabei sollen sozialstaatlich, institutionell, in der Gemeinde und der Community zu findende Unterstützungsnetze mobilisiert werden. „Die sozialen Dienstleistungen sind hier besonders bedeutsam“, ist Schenk überzeugt. „Dieser Ansatz, der in der Community Menschen verbindet, eingefahrene Berufsbilder löst, Ressourcen und Geld mobilisiert, hat beispielsweise in Dänemark viele Kinder gestärkt“, so Schenk.

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