Innsbruck: Gedenktafel für Robert Bernardis
Protestantischer Widerstandskämpfer gewürdigt
Innsbruck (epdÖ) – Anlässlich des 80. Todestages des protestantischen Widerstandskämpfers Robert Bernardis wurde am 8. August in Innsbruck eine offizielle Gedenktafel der Stadt Innsbruck enthüllt. Der ressortzuständige Vizebürgermeister Georg Willi und Stadtarchivar Lukas Morscher würdigten Robert Bernardis und erinnerten an das gescheiterte „Stauffenberg-Attentat“ auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Der in Innsbruck geborene Oberstleutnant Robert Bernardis war einer der daran Beteiligten und wurde dafür am 8. August 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet.
„Nach dem Krieg war Robert Bernardis lange vergessen – ein Schicksal, das er sich leider mit vielen Widerstandskämpfern teilen musste“, betonte Willi. Umso wichtiger sei es, heute an ihn und seinen Mut zu erinnern, „angesichts des Unrechts und der Gräuel des NS-Staates alles zu riskieren und Widerstand zu leisten“, erklärte der Vizebürgermeister. Die konsequente Überwindung des Vergessens sei allen geschuldet, „die unter den Verbrechen der NS-Diktatur gelitten haben – heute und für alle Zeit“, so Willi.
Bernardis, Sohn eines aus Rovigno (heute Rovinj) stammenden, in Linz tätigen Militärbaumeisters, war 1928 nach der Matura und einer technischen Ausbildung zum Militär gegangen. Dort machte er nach der Offiziersakademie in Enns Karriere bei der Pioniertruppe. 1936 wurde Bernardis zur Generalstabsausbildung zugelassen, die er in der Wehrmacht beendete. Zu dieser Zeit galt er als Sympathisant der Nationalsozialisten. In der Ukraine wurde Bernardis 1941 Zeuge von Massenerschießungen, und in Charkiw erlebte er, wie hunderte, meist jüdische Einwohner in den Straßen öffentlich gehängt wurden.
Kurz darauf erkrankte Bernardis und wurde aufgrund von Zwölffingerdarmgeschwüren in Berlin behandelt, wo er nach seiner Genesung beim Heeresamt zum „Gruppenleiter Personal“ aufstieg. Dabei war er für den personellen Nachschub für die Front zuständig. Ab September 1943 arbeitete Bernardis regelmäßig mit dem neuen Stabschef des Ersatzheeres, dem späteren Attentäter Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg, zusammen. Während dieser Zeit existierten in der Wehrmacht schon Papiere, denen zufolge der Vielfrontenkrieg nicht mehr zu gewinnen war. Bernardis schloss sich den Umsturzplänen zur „Operation Walküre“ an. Der von Stauffenberg geplante Umsturzversuch hätte dem NS-Regime und dem Zweiten Weltkrieg ein Ende bereiten sollen. Nach seiner Verhaftung wurde Bernardis und weiteren Mitverschwörern ein Schauprozess gemacht, der mit dem Todesurteil durch den berüchtigten Richter Roland Freisler endete.
Erst 1994 wurde eine Straße in Linz nach Bernardis benannt und zehn Jahre später in Enns ein Denkmal enthüllt. 2008 ehrte die Evangelische Kirche ihr ehemaliges Mitglied. Erst 2018 wurde Bernardis offiziell rehabilitiert.
Anlässlich seines 100. Geburtstages wurde im Evangelischen Presseverband (EPV) das Buch zu „Robert Bernardis“ veröffentlicht.