Jenseits der Erregtheit
Michael Chalupka wirft einen Blick zu den Olympischen Sommerspielen in Paris
Religion schafft es immer dann in die Schlagzeilen, wenn es Aufregung gibt. Egal, ob berechtigt oder unberechtigt. So geschehen bei der Eröffnung der Olympischen Spiele, bei der das Nachstellen antiker Bacchanalien als Verhöhnung des Abendmahls gedeutet wurde.
Doch Religion ist für die Teilnehmer der olympischen Spiele weit mehr als Aufregung. Sie ist vertraute Heimat, sie spendet Trost, sie ist ein weites Land, jenseits der Ziele jedes Wettkampfs, höher, weiter und schneller als alle anderen zu sein.
Religion braucht Raum. Deshalb gibt es im olympischen Dorf ein multikonfessionelles Zentrum der fünf Weltreligionen, des Judentums, des Islam, der christlichen Kirchen, des Hinduismus und des Buddhismus. Rund 160 Pfarrer und Pfarrerinnen, Imame, Rabbiner und Mönche und Nonnen stehen den Sportlerinnen und Sportlern für Gespräche, Gebete und Seelsorge zur Seite. Das Zentrum hat verschiedene Räume, die sparsam in den Traditionen der verschiedenen Religionen ausgestaltet sind. „Wir lassen die Türen zwischen dem muslimischen und jüdischen Gebetsraum stets offen, diese Geste soll auch ein starkes Symbol sein“, erläutert, Najat Benali, die Verantwortliche der muslimischen Seelsorge. Das multireligiöse Zentrum soll vor allem eines sein, eine Verbindung zwischen den Sportlern, und der einzige Raum, in dem der Druck der Olympischen Spiele für Momente vor der Tür bleiben kann.
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