Gottesdienst mit Synodalen erinnerte an Hoffnungsträger:innen
150 Jahre Diakonie in Österreich – Moser: „Hoffnung als Kraft gegen die Angst“
Wien (epdÖ) – Unter dem Motto „Hoffnung wählen“ stand der Eröffnungsgottesdienst der evangelischen Synode am Mittwoch, 19. Juni, in der Konzilgedächtniskirche in Wien-Lainz. „Wählen“ bezog sich dabei nicht nur auf das politische „Superwahljahr 2024“, sondern auch auf die konstituierende Sitzung der Synode nach Wahlen auf allen Ebenen in der Evangelischen Kirche seit Herbst 2023. Rund 80 Delegierte aus ganz Österreich kamen in der Synode A.B. (evangelisch-lutherische Kirche) und der Generalsynode (Evangelische Kirche A.u.H.B.) zusammen. Auf der Tagesordnung der Synode – sie ist das höchste gesetzgebende Organ der Evangelischen Kirche – stand unter anderem die Wahl des Präsidiums ebenso wie der weltlichen Mitglieder im Oberkirchenrat, dem gesamtösterreichischen Leitungsgremium.
„Zeug:innen der Hoffnung“
Anlässlich des Jubiläums 150 Jahre Diakonie in Österreich gestalteten den Eröffnungsgottesdienst Vertreter:innen der Diakonie. Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, Thomas Fux, Präsident der Diakonie Österreich, Gisela Malekpour, Vorsitzende der Kommission für Diakonie und soziale Fragen, Stephan Pesendorfer, Geschäftsführer der Diakonie Auslandsarbeit und Martin Schenk, stellvertretender Direktor der Diakonie Österreich, erinnerten dabei an mehrere Personen, die in der Geschichte der Diakonie zu „Zeug:innen der Hoffnung“ wurden. Allen voran Pfarrer Ludwig Schwarz, der 1874 den Evangelischen Verein für Innere Mission in Gallneukirchen, die Keimzelle des heutigen Diakoniewerks und der Diakonie in Österreich, gegründet hatte. „Hoffnungsträgerin“ war auch Gräfin Elvine de La Tour. 1873 ergriff sie die Initiative und gründete einen ersten Waisenversorgungsverein für Mädchen in Görz, 1885 dehnte sie ihr Engagement auf Kärnten aus.
Bilder von der Synode finden Sie unter: foto.evang.at
Erinnert wurde u.a. auch an Schwester Viktoria Vilimek, die 1920 ihren Dienst als Diakonisse antrat und ihr Leben der Versorgung von Kranken, Alten und Verwundeten widmete. Oder auch an Schwester Irma Gindelhuber, die der SS die Stirn bot und Menschen mit Behinderungen versteckte und so ihr Leben rettete.
Gedankt wurde auch dem Hoffnungsträger Pfarrer Ernst Gläser, der ab 1968 der Diakonie als erster Direktor öffentlich eine Stimme gab. Peter Wiegand wiederum rief aus persönlicher Betroffenheit 1980 „Diakonie in der Gemeinde“ mit einer Tagesstätte für Menschen mit Behinderungen ins Leben. Gegen alle Widerstände baute die Hoffnungsträgerin Gertrude Hennefeld in Traiskirchen die Rechts- und Sozialberatung im Diakonie Flüchtlingsdienst auf, „ihr Engagement lässt in uns die Hoffnung wachsen, dass auch unter widrigen Umständen die Energie nicht verloren geht“, hieß es im Gottesdienst. Oder Hoffnungsträger Norbert Karvanek, der sich als Armen-Wirt verstand und für das leibliche und soziale Wohl seiner Gäste im „Häferl“ in Wien unter der Gumpendorfer Kirche sorgte. Das diakonische Engagement dieser und anderer „Hoffnungsträger:innen“ halte die Hoffnung wach und lasse sie wachsen, betonten die Vertreter:innen der Diakonie.
„Hoffnung weist uns in eine gute Zukunft“
Auf die „Hoffnung als Kraft gegen die Angst“ ging Maria Katharina Moser in ihrer Predigt ein. Hoffnung sei mehr sei als Optimismus, „die Hoffnung tröstet und trägt in einer Gegenwart, in der wir das Leben als brüchig und angsterfüllt, mühselig und beladen, verletzlich und endlich erfahren, in der wir Bedrängnissen widerstehen müssen, persönlichen wie gesellschaftlichen“, so die Diakonie-Direktorin. Angesichts dieser Bedrängnisse spanne die Hoffnung einen Erwartungshorizont auf. „Die Bibel sagt uns, was wir erwarten dürfen: das Leben in Fülle. Diese Vision leitet auch unsere Arbeit in der Diakonie: Wir wollen Menschen ein Leben in Fülle ermöglichen.“ Durch Hoffnung sei es auch möglich, Dinge voranzutreiben, „weil uns die Hoffnung in eine gute Zukunft weist“. Während Hoffnungslosigkeit – eine „Feindin der Gerechtigkeit“ – in Apathie und Gleichgültigkeit führe, richte die Hoffnung den Blick „auf eine andere Welt, in der Gerechtigkeit wohnt“. Was für die Gesellschaft gilt, gelte in ähnlicher Weise auch für die Evangelische Kirche, „deren Zukunft wir als Synode für die nächsten sechs Jahre verantworten“, sagte Moser.
Für musikalische Beiträge sorgten im Gottesdienst ein Bläserquartett der Johann-Sebastian-Bach-Musikschule, Landeskantor Matthias Krampe (Piano) und Samaan Krampe (Gesang).