Fest der Verständigung
Maria Katharina Moser über das Pfingstwunder und echte Kommunikation
Am heutigen Pfingstsonntag feiern Christen und Christinnen das große Fest der Verständigung und der Ermutigung. Die Bibel erzählt, dass die Jünger und Jüngerinnen traurig und verängstigt zusammensitzen. Jesus, ihr Herr und Meister, ihr Freund und Weggefährte, wurde getötet. Werden sie dasselbe Schicksal erleiden, wenn sie weitermachen? In dieser Situation der Angst passiert das Pfingstwunder: Der Heilige Geist kommt und erfüllt die Jünger mit Mut. Der Heilige Geist löst ihre vor Angst erstarrten Herzen und Zungen und befähigt sie zum Sprechen. „Sie fingen an zu predigen in anderen Sprachen wie der Geist ihnen gab auszusprechen“, heißt es.
Es ist diese Fähigkeit, in fremden Sprachen zu sprechen, die wir mit Pfingsten verbinden. Interessant finde ich, dass die Pfingstgeschichte auch erzählt, dass Menschen aus den verschiedenen Regionen und Ländern die Jünger in ihrer eigene Sprache hören: „Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?“ Drei Mal ist vom Hören die Rede. Auch das ist ein Werk des Heiligen Geistes: Der Heilige Geist berührt ihre Ohren, sodass sie hören können. Zu echter Kommunikation gehört das Hören.
Vielleicht kennen Sie das aus eigener Erfahrung: Es ist nicht leicht, über Dinge zu sprechen, die uns tief betreffen; die schmerzen; die berühren, wer wir sind und sein wollen. Wie im Fall der Jünger: Sie sind zutiefst erschüttert. Jesus ist tot. Ihre Identität als seine Nachfolger steht auf dem Spiel. In solchen Situationen fällt uns das Sprechen oft schwer. Um sprechen zu können, brauchen wir das Gefühl, dass uns jemand zuhören will.
Nun ist heutzutage in der Politik, in Wahlkampfzeiten zumal, immer wieder vom Hören die Rede: Man müsse auf die Ängste der Menschen hören. Ja, Menschen wollen und sollen gehört, ihre Ängste ernst genommen werden. Aber nur die Ängste auszusprechen, greift zu kurz. Angst hält uns klein. Angst schnürt uns das Herz zusammen und bindet unsere Hände. Angst hindert uns am Handeln. Was uns trägt, sind nicht unsere Ängste, sondern unsere Hoffnungen.
Auch die Jünger haben nicht von ihren Ängsten gesprochen, als sie zu Pfingsten das Angst-Haus verlassen und zu predigen begonnen haben. Sie haben von Gott gesprochen, auf den sie ihre Hoffnung setzen. Von ihrer Hoffnung, die ihre Angst nicht länger gefangen hält. Von der frohen Botschaft der Gerechtigkeit. Von ihren Visionen und Träumen für die Zukunft. Sie haben die Ermutigung, die der Heilige Geist in ihre Herzen gegossen hat, weitergegeben – so, dass jede und jeder sie in seiner Sprache verstehen konnte.