Auszeichnung für Hannes Swoboda bei Toleranzgesprächen Fresach
Sauer: „Lebt für Demokratie und Menschenrechte, für die Benachteiligten und Entrechteten dieser Welt“
Fresach (epdÖ) – Für sein politisches Lebenswerk im Geiste der Toleranz, Demokratie und Menschenrechte wurde am 16. Mai im Rahmen der Toleranzgespräche in Fresach der Europapolitiker Hannes Swoboda (77) ausgezeichnet.
„Wir haben Hannes Swoboda in den zehn Jahren seiner Präsidentschaft der Europäischen Toleranzgespräche als hoch kompetenten, überaus gebildeten und wissenden Zeitgenossen kennen und schätzen gelernt“, hieß es in der Begründung der Jury. „Ohne ihn hätten die Toleranzgespräche nicht jenen Tiefgang gewonnen, der im Laufe der Jahre zur breiten internationalen Anerkennung beigetragen hat.“ Swoboda habe über ideologische Grenzen hinweg Respekt und Anerkennung für sein soziales Engagement erworben, er habe mit seinem politischen und kulturellen Engagement Brücken gebaut und dabei viele Menschen ermutigt, europäisch zu denken und zu handeln.
Swoboda ist neben seinem Engagement für die Toleranzgespräche Vorsitzender namhafter Institutionen, u.a. Präsident des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), Präsident des Architekturzentrums Wien und des FH Campus Wien Fördervereins, Präsident des Instituts für den Frieden und des Vereins der Freunde der Wienbibliothek, Vorstandsmitglied des Bruno Kreisky Forums und im Institute for Middle-East and Balkan Studies, des Centers for Democracy and Reconciliation in Southeast Europe sowie des European Council for Foreign Affairs.
„Hannes Swoboda lebt für die Europäische Integration, für Toleranz, Demokratie und Menschenrechte, für die Benachteiligten und Entrechteten dieser Welt, für den Willen zur positiven Veränderung. Wir zeichnen ein Lebenswerk aus und eine Persönlichkeit, die für uns alle ein Vorbild ist“, betonte der Kärntner Superintendent und Obmann von “Denk.Raum.Fresach”, Manfred Sauer, in seiner Laudatio.
Europäischen Toleranzpreis für Demokratie und Menschenrechte für Radka Denemarková
Am selben Abend nahm die tschechische Autorin und Übersetzerin Radka Denemarková (56) den Europäischen Toleranzpreis für Demokratie und Menschenrechte der Stadt Villach entgegen. „Denemarková versteht es wie keine andere politische Schriftstellerin, unterschiedlichste Figuren und Andekdoten zu einem phantasievollen Literaturgobelin zu verweben“, lautete die Begründung der Jury. Ihr kompromissloses Engagement für die Wahrheit sei dabei ermutigend für die Menschen, ihre eigene Geschichte zu erzählen. „Denn nur wer seine Geschichte erzählt, kann das Unrecht sichtbar machen und die Verlogenheit und Barbarei der Mächtigen entlarven,“ hieß es weiter in der Begründung der Jury.
In ihrem Werk beschreibt Denemarková die „Krankheiten unserer Zeit“, sie diagnostiziert die Ursachen für Fehlentwicklungen und beklagt die Unmoral und Profitgier von Unternehmen ebenso wie die Verkommenheit staatlicher Institutionen, die grotesken Folgen vermeintlich naiver Handlungen, die Ohnmacht des Einzelnen und das unbarmherzige Schicksal von Vertriebenen. „Sie baut ihre Bücher wie einen imposanten Tempel, sie schreibt schonungslos und direkt, mit enormer Sprachmacht und plastischen, unter die Haut gehenden Bildern“, so die Jury.
Zum Thema Wahrheit in der Religion verwies Superintendent Sauer bei der Eröffnung der diesjährigen Toleranzgespräche auf die Abschiedsrede Jesu im Johannesevangelium. „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten“, heißt es darin. „Wir suchen Wahrheit, und wir suchen Hoffnung“, unterstrich Sauer. Zudem suche man „geistreiche und empfindsame Menschen, die begeistern, verunsichern, beflügeln“ sowie „nachdenkliche, wache und kritische Menschen, die hinterfragen, die aufwecken und aufrütteln und neue Perspektiven eröffnen“. Für die drei Tage der Toleranzgespräche wünschte der Superintendent „Wahrheit als Geistkraft, die uns die Augen öffnet, Einblick und Durchblick gewährt und lebendig macht“.
Armin Thurnher ruft zur Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf
In seiner Eröffnungsrede am 16. Mai rief der diesjährige Staatspreisträger für Kulturpublizistik, Falter-Herausgeber und Chefredakteur Armin Thurnher, zu einer europaweiten Stärkung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks als Gegengewicht zur Weltmacht der Tech-Giganten auf. Für ihn sei es „vollkommen jenseitig, dass unsere Regierenden nicht einmal ansatzweise erkennen, worum es bei der heutigen Medienfrage geht – nämlich um die (nackte) Existenz der Demokratie“, so Thurnher. Zur österreichischen Situation sagte der ausgewiesene Medienkritiker, er „halte es für einen demokratiepolitischen Skandal, dass alle österreichischen Regierungen seit Bruno Kreisky den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für parteipolitische Zwecke missbrauchen“.
„Wahrheitscharta“ verabschiedet
Zum Abschluss der Europäischen Toleranzgespräche 2024 verabschiedete das Kuratorium des „Denk.Raum.Fresach“ eine „Wahrheitscharta“, in der die Grundlagen und Methoden zur Erforschung von Wahrheit definiert werden. Regierungen und Zivilgesellschaft seien aufgerufen, das Vertrauen in wissenschaftliche Verfahren zur Wahrheitsfindung zu stärken, heißt es darin. Dies könne nicht durch Verordnungen oder Gesetze, sondern nur durch öffentlichen Dialog und sorgfältige Begründung gelingen. Die Wahrheitscharta stellt allgemein klar, dass Wahrheit nur durch Wissen möglich wird und Wahrheitsfindung in einer modernen Gesellschaft immer ein faktenbasierter und wissenschaftlicher Prozess ist, der jedoch nicht im Widerspruch zu religiösen Glaubenssätzen stehen muss.
Vom 15. bis 18. Mai befassten sich die 10. Europäischen Toleranzgespräche im Kärntner Bergdorf Fresach mit dem Thema „Wahrheit – Was ist wirklich?“ Im Mittelpunkt standen die vielfältigen Sorgen und Bedenken über zunehmende Versuche, demokratische Wahlen durch Nachrichtenmanipulation und alternative Fakten zu beeinflussen. Über 30 Expert:innen aus Philosophie und Religion, Wirtschaft und Wissenschaft lieferten Debattenbeiträge.