Diakoniepreis 2022 geht nach Villach und Wien

 
von Evangelischer Pressedienst

Auszeichnungen für Café GL.U.ECK sowie Lern- und Kompetenz Café „connect us“

Wien/Villach (epdÖ) – Der Diakoniepreis für innovative Sozialprojekte in Kirche und Diakonie geht heuer an zwei ähnliche Einrichtungen in Villach und Wien. Beim Reformationsempfang im Wiener Odeon-Theater am Dienstag, 18. Oktober, erhielt das Café GL.U.ECK in Villach den mit 6.000 Euro dotierten ersten Preis. Der zweite Preis mit 4.000 Euro ging an das Lern- und Kompetenz Café „connect us“ in Wien Währing & Hernals.

Überreicht wurden die von der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich gestifteten Preise von Synodenpräsident Peter Krömer und Gerfried Kirchmeier von der Raiffeisenlandesbank. Krömer zeigte sich erfreut, diese beiden Einrichtungen, wo soziales und liebevolles Miteinander im Lichte des Evangeliums geschehe, zu präsentieren und auszuzeichnen. Mit einem Augenzwinkern appellierte der Synodenpräsident an die Gäste aus vielen Pfarrgemeinden: „Machen auch Sie diakonische Cafés auf, wir brauchen noch einige!“ Gerfried Kirchmeier erinnerte daran, dass es aufgrund der genossenschaftlichen Wurzeln von Raiffeisen schon immer ein Anliegen gewesen sei, sozialdiakonische Initiativen zu unterstützen. „Diese beiden Projekte erfüllen diese Kriterien bestens“, so Kirchmeier.

Ein Ort der Begegnung mitten in Villach

Das Café GL.U.ECK ist eine Kooperation zwischen der evangelischen Pfarrgemeinde Villach Stadtpark und der Diakonie de La Tour. Das Projekt ist als sogenannter Erprobungsraum im Kirchenentwicklungsprozess „Aus dem Evangelium leben“ eingebettet. „Dieser Erprobungsraum dient als Modell, um an verschiedenen – vor allem urbanen – Gemeinden ähnliche sozialraumorientierte Kulturzellen zu errichten“, heißt es in der Projektbeschreibung. Das Café öffnet mehrmals wöchentlich in und vor der Kirche und versteht sich als eine Einladung, den Kirchenraum als Ort der Gastfreundschaft und des Angenommenseins abseits der sonntäglichen Gottesdienstfeier zu erleben. Das Akronym „GL.U.ECK“ steht dabei für „Gleich um’s Eck“, für einen Ort also, der nah und unkompliziert zu erreichen ist.

„Wir sind wirklich alle sehr stolz über diese Auszeichnung“, unterstreicht Thomas Körner, der als amtsführender Pfarrer der Pfarrgemeinde für das Café GL.U.ECK verantwortlich zeichnet. „Es war eine unglaublich gute, wirklich erfolgreiche Saison, die wir mit unserem Kooperationspartner Diakonie de La Tour heuer im Café GL.U.ECK erleben durften.“ Für ihn und das Team habe diese Einrichtung einen Weg gezeichnet, wie Kirche in Zukunft aussehen könnte. „So kommt Kirche wieder zurück in die Stadt und Stadt wieder zurück in die Kirche.“

Bei der Überreichung des Preises berichtete Marina Enzi, Teamleiterin seitens der Pfarrgemeinde, dass die Idee von der Church of England stamme, wo man zeitgemäße Ideen umsetze, um mit der Kirche die Menschen neu zu erreichen. „Wir haben das Seitenschiff der Kirche in eine gemütliche Kaffee-Ecke umgebaut“, erzählte Enzi. Von Anfang an sei eines wichtig gewesen: „Das Café soll für alle da sein!“ Tatsächlich werde es von Stammgästen genauso besucht wie von Touristen, von Menschen, die jemanden zum Reden suchen, „und den sie bei uns auch finden“. Und weil unter den Gästen immer wieder auch Menschen mit sozialen Bedürfnissen seien, bietet das Café GL.U.ECK seit heuer auch diakonische Leistungen an.

Erlernen digitaler Kompetenzen für Jung und Alt

Auch der zweite Diakoniepreis 2022 ging an ein Café: Das Lern- und Kompetenz Café „connect us“ findet am ersten Donnerstag des Monats von 18 – 20 Uhr im Jugendraum der Evangelischen Lutherkirche im 18. Wiener Gemeindebezirk statt. Wie der Name schon andeutet, geht es hier um das Erlernen digitaler Kompetenzen im Umgang mit Computer und Smartphone. E-Mail-Konto einrichten, Meldezettel online ausfüllen, den Grünen Pass am Handy installieren oder ein Zugticket buchen. Diese und andere alltagsrelevanten Themen werden behandelt. Das Angebot richtet sich speziell an Senior*innen, Menschen mit digitalem Lernbedarf, Asylwerber und anerkannte Flüchtlinge sowie Menschen nicht deutscher Muttersprache.

Pfarrerin Barbara Heyse-Schaefer von der Lutherkirche über die Entstehung: „Uns fiel auf, dass wir im interkulturellen Pfarrcafé unserer Gemeinde auch Computerfachleute haben und darüber hinaus in der Gemeinde Menschen, die ein Kompetenzportfolio erstellen können oder ein gutes Porträtfoto schießen können. Das brachte uns im Diakoniekreis auf die Idee, ein Lern- und Kompetenz-Café zu beginnen.“ Das Team besteht aus der Pfarrerin (hauptamtlich) und etwa acht ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen wie Flüchtlinge aus Afghanistan und dem Iran, iranische Studierende, Diakoniebeauftragte sowie Flüchtlings­beauftragte der Gemeinde.

Ein besonderes Merkmal – und beabsichtigter Aspekt von „connect us“ – ist die Umkehrung der Macht- und Lernverhältnisse, wie die Verantwortlichen betonen: So fungieren etwa Flüchtlinge als Trainer, während sich langjährige Gemeindeglieder in der Rolle als unerfahrene Neulinge wiederfinden. All das führe zu einer deutlichen Verbesserung der Gemeinschaft und der Beziehungen innerhalb der Pfarrgemeinde.

Der jährliche Diakoniepreis zeichnet laut Ausschreibung alljährlich Projekte aus, die mit „sichtbarem Innovationspotential“ auf die „Einbettung in die Sozialstrukturen vor Ort“ wert legen, gelungene Kommunikation mit kirchlichen und öffentlichen Partnern pflegen und auf Nachhaltigkeit achtgeben. Gestiftet wird er von der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.

Bilder zum Reformationsempfang finden Sie auf: foto.evang.at

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