Chalupka: Weltkirchenrat brachte Fortschritte in Klimafragen
Bischof hob wichtige Rolle der Indigenen für Klimaschutz hervor
Wien (epdÖ) – Die Vollversammlung des Weltkirchenrates (ÖRK), die am vergangenen Donnerstag in Karlsruhe zu Ende gegangen ist, habe besonders in Klimafragen gemeinsame Fortschritte erzielt. Das betonte Bischof Michael Chalupka am Sonntag in der ORF2-Sendung „Orientierung“ (11. September). Die von 530 Kirchen und christlichen Gemeinschaften unterzeichnete Selbstverpflichtung sei in ihrer Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen.
Klimagerechtigkeit sei als „Querschnittsmaterie“ aufgenommen worden. Zudem habe man eine Dekade der Schöpfung und der Buße für die auch theologische Reflexion des eigenen Beitrags zur Klimakatastrophe ausgerufen, was auch auf eine österreichische Initiative zurückgehe, erklärte Chalupka. Zusammen mit der theologischen Referentin Eva Harasta hatte er als Delegierter an dem neuntägigen ÖRK-Treffen in Karlsruhe teilgenommen.
Gestärkt durch die Zielfestlegung des ÖRK werde man „weiter an diesem Thema dranbleiben“, sagte der Bischof und kam auch auf das Klimaschutzkonzept der Evangelischen Kirche in Österreich zu sprechen. Dabei sind „null Emissionen bis 2035“ – etwa bei der Mobilität oder der Heizung – vorgegeben. Wie die ÖRK-Berichte zeigten, geschehe auch im Weltmaßstab Ähnliches. Besonders beeindruckt zeigte sich Chalupka von den „Stimmen der indigenen Kirche“, von denen man „viel gelernt“ habe. So habe eine Vertreterin der schwedischen Samen erzählt, dass ihre Rentiere verhungern. „Sie kommen nicht mehr zur Nahrung, weil die Winter jetzt völlig turbulent sind, einmal ist es eiskalt, einmal ist es warm.“
In einem dringenden Appell hatte der Weltkirchenrat am Donnerstag zum Schutz von Umwelt, Klima und Artenvielfalt und zu einem „ökologischen Umbau“ aufgerufen. Erneuerbare Energien müssten so schnell wie möglich Kohle und Gas ersetzen, allerdings ohne zulasten der ohnehin schon benachteiligten Gruppen und Länder zu gehen. Entsprechend der Resolution müssten reiche Staaten die armen Länder finanziell unterstützen und für bereits erlittene Schäden des Klimawandels entschädigen. Darüber hinaus habe jeder Mensch weltweit ein Recht auf eine gesunde Umwelt. „Soziale Frage, Armut und Klimakatastrophe kann man nicht gegeneinander ausspielen, sondern man braucht Maßnahmen, die beides bekämpfen“, erklärte auch Chalupka, denn von der Klimakatastrophe seien vor allem die ärmsten Menschen betroffen.
Weniger klare Ergebnisse hat die ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe beim Versuch einer gemeinsamen Position zum Ukraine-Krieg gebracht. Dies verwundere nicht, betonte der Bischof, denn „es wäre eine völlige Überforderung, wenn man jetzt den Kirchen das als Ergebnis aufbürdet oder von ihnen erwartet, was die Welt nicht leisten kann“. Der Weltkirchenrat sei vielmehr „eine der wenigen Plattformen, wo überhaupt noch gesprochen wird“. Zwar habe es keinen öffentlichen Dialog mit der russischen Delegation gegeben, doch immerhin habe man das Ziel erreicht, „den Faden nicht abreißen zu lassen und Gespräche stattfinden zu lassen hinter verschlossenen Türen“.
ÖRK-Generalsekretär Ioan Sauca habe zu Beginn der Versammlung daran erinnert, dass der Weltkirchenrat 1948 nicht deshalb gegründet worden sei, „weil man sich in allem einig gewesen wäre, sondern weil man in vielen Punkten Differenzen hat und das Gespräch miteinander sucht“. Demnach seien die im Zweiten Weltkrieg schuldig gewordenen deutschen evangelischen Kirchen damals in den ÖRK aufgenommen worden, erinnerte Chalupka.
Die Vollversammlung ist das höchste Entscheidungsgremium des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und tritt in der Regel alle acht Jahre zusammen. Sie ist die einzige Zusammenkunft der Gemeinschaft der Mitgliedskirchen an einem Ort, um gemeinsam zu beten, zu beraten und zu feiern. Der Ökumenische Rat der Kirchen mit Sitz in Genf ist eine Gemeinschaft von 352 Kirchen, die nach eigenen Angaben weltweit mehr als 580 Millionen Christinnen und Christen vertritt. Eine ÖRK-Vollversammlung ist damit die umfassendste christliche Zusammenkunft weltweit.