„Guter Religionsunterricht ist ein Gewinn für alle“

Superintendent Geist argumentiert mit sieben Punkten für Religionsunterricht

 
von Martina Schomaker
„Sich den Fragen des Lebens zu stellen“, sei ein erster Bildungsauftrag einer Gesellschaft, betont Matthias Geist. Foto: epd/Uschmann
„Sich den Fragen des Lebens zu stellen“, sei ein erster Bildungsauftrag einer Gesellschaft, betont Matthias Geist. Foto: epd/Uschmann

Wien (epdÖ) – Gerade in herausfordernden Zeiten stelle ein guter Religionsunterricht „ein zentrales Angebot einer aufgeklärten, ausgleichenden und sich seiner Traditionen bewussten Gesellschaft“ sowie einen „Gewinn für alle“ dar. Das betonte der Wiener Superintendent Matthias Geist anlässlich des neuen Schuljahres in einer Aussendung. Dazu hat Geist sieben Argumente für den Religionsunterricht formuliert, denn: „Ein guter Religionsunterricht tut allen gut – der Schule als Ganzer, den Lehrenden anderer Fächer wie auch den Schülerinnen und Schülern“, ist Geist überzeugt.

„Sich den Fragen des Lebens zu stellen“, sei ein erster Bildungsauftrag einer Gesellschaft, die sich der Gefahren eines Schwarz-Weiß-Denkens bewusst ist. Dazu trage der Religionsunterricht in konfessioneller und vor allem in kooperativer Form sehr stark bei. „Er übernimmt seit jeher mehrere Funktionen in bildungspolitischer Hinsicht. Er weist in jedem Schulsystem in besonderer Art sowohl auf die sozial-seelsorgerliche als auch auf die aufklärend-diskursive Dimension in einem gepflegten menschlichen Miteinander hin“, erklärt Geist.

Zudem nimmt der Superintendent auf die stärkende Wirkung des Religionsunterrichts für junge Menschen Bezug. „Wenn Religionslehrerinnen und -lehrer oft als eine sehr prägende Person während des Schullebens genannt werden, liegt das einerseits an ihrer zusätzlichen Beauftragung, die extern angesiedelt ist, aber Teil des Schulsystems ist“, schreibt Geist. Andererseits entspringe die Kraft eines Religionsunterrichts dem Zutrauen, dass der Lehrgegenstand die Lernenden nicht mit objektiven Lerninhalten konfrontiert, sondern die Auseinandersetzung mit tief liegenden Erfahrungen des Menschseins sucht. Darüber hinaus sei es „gerade in Zeiten der Pandemie, vieler Kriege und sozialer Nöte für Kinder und Jugendliche wichtiger denn je“, Ängste, Hoffnungen und elementare Bedürfnisse des Menschseins zu besprechen.

Religionsunterricht als schulischer Freiraum, sich sich persönlich zu reflektieren

Geist thematisiert in einem weiteren Punkt die Kritik an Religion und die Reaktion darauf. „Vor einem Neutralisieren und Verunmöglichen des Religionsunterrichts ist mehrfach zu warnen: Wenn ein Nachdenken über religiöse Prägungen in vermeintlich aufgeklärten und wertneutralen Positionen immer wieder in Misskredit gebracht wird, wenn ein Missions- oder Manipulationsverdacht erhoben wird oder der Religionsunterricht schlicht ‚abgeschafft‘ werden soll, muss dies entschieden zurückgewiesen werden“, betont Geist. Es bleibe essentiell, Kindern und Jugendlichen einen schulischen Freiraum zu schaffen, in dem sie sich persönlich reflektieren und entfalten können und ihre Antworten auf Lebensfragen erproben dürfen.

Überdies hebt Geist hervor, dass Lehrende im Fach Evangelische Religion ausgebildet seien, auf persönlicher Begegnungsebene offene Impulse zu setzen, Fragen aufzuwerfen und aufwerfen zu lassen. Die pädagogische und seelsorgerliche Kompetenz der Lehrenden im Religionsunterricht bringe sich schließlich unaufdringlich, empathisch und ausgleichend ein. „Für den Dienst und das Engagement von allen qualifizierten Religionslehrenden in Österreich darf die Gesellschaft allgemein und das Bildungssystem im Besonderen sehr dankbar sein“, so Geist.

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