Teil der Schöpfung
Michael Chalupka über die mahnende Stimme der Indigenen
Der Pharao träumte von sieben fetten Kühen und sieben mageren Kühen, die diese verschlangen. Doch es brauchte den hebräischen Sklaven Josef, den er aus dem Gefängnis holen ließ, um ihm seine Träume zu deuten, so die biblische Überlieferung. Josef wusste, was zu tun ist. Sieben fruchtbaren Jahren werden sieben Jahre der Dürre folgen, Hunger wäre ihre Folge. Josef ließ Getreidespeicher anlegen und rettete so da Volk.
Heute braucht es keine Träume mehr, um die Zukunft vorherzusagen. Die Klimaforschung lässt keine Zweifel daran, dass sich unsere Weise zu leben und zu wirtschaften radikal ändern muss, um die Klimaerhitzung einzubremsen. Doch das Wissen allein scheint zu wenig zu sein, um uns alle zum Handeln zu veranlassen. Auch unser Denken muss sich ändern. Die Liebe und Verbindung zur Natur sind bei aller Ausbeutung, der sie ausgesetzt ist, dem Menschen nie ganz abhandengekommen.
Auf der Vollversammlung des Weltkirchenrats dieser Tage in Karlsruhe erzählte Jocabed Reina Solano, die Vertreterin des indigenen Volkes der Kuna in Panama, dass es üblich sei, nach der Geburt den Samen eines Baumes mit der Nabelschnur zu vergraben. Das Kind wisse, wenn es seinen Baum wachsen sieht, dass es neben der Gemeinschaft auch mit der Natur verbunden sei. Das ist kein Ritual für uns, aber für die Erinnerung und Mahnung, dass wir Teil der Schöpfung sind und nicht ihr Herr, sollte ein Waldspaziergang reichen.