Weihnachtsgeschenk

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über einen Ausdruck der Freude

„Kommt Weihnachten von Wein?“ fragt eine muslimische Frau, die vor kurzem Flüchtling nach Österreich gekommen ist. Weil überall diese Stände stehen, an denen die Menschen Glühwein trinken. Diese Anekdote hat die Grand Dame des österreichischen Journalismus, Barbara Coudenhovi-Kalgeri, einmal erzählt.

Alle Jahre wieder Weihnachtstrubel. Menschenmassen drängen sich auf Christkindlmärkten und um Punschstände, in Einkaufsstraßen und Geschäften. Alle Jahre wieder wird auch die Kritik an der Kommerzialisierung von Weihnachten laut.

Gegen die Weihnachtsfolklore sind schon die Puritaner Mitte des 17. Jahrhunderts in England ins Feld gezogen. Die vielen Symbole rund um das Weihnachtsfest, von denen nichts in der Bibel steht, haben sie für heidnisch gehalten. Das Weihnachtsfest führe zu Trunksucht und Faulheit, haben sie gefunden. Unter Oliver Cromwell wurde das Weihnachtsfest in England kurzerhand gesetzlich verboten und durch einen Fasttag ersetzt. Das führte zu massivem Widerstand in der Bevölkerung. Das Verbot hielt sich nicht lange.

So sehr die Frage, ob die Botschaft von Weihnachten in all dem Trubel untergeht, ihre Berechtigung hat, so wichtig finde ich feiern und schenken. Denn in der Weihnachtszeit haben wir tatsächlich etwas zu feiern: ein Geburtstagsfest. Gott ist Mensch geworden. Gott selbst hat sich dem, was Menschsein bedeutet, ausgesetzt: geboren werden, als Baby gefüttert, gewickelt und getragen werden, großgezogen werden, seiner Berufung folgen, essen, trinken, Tischgemeinschaft pflegen, leiden, sterben.

Mensch werden – was für ein Geschenk, das Gott uns da gemacht hat! Dass wir einander zu Weihnachten beschenken, das sehe ich als Ausdruck der Freude über dieses Geschenk. Wir sind Beschenkte und wollen andere beschenken.

Wie wichtig das Schenken ist, davon erzählt Kerstin. Sie ist eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern und arbeitet Teilzeit bei einem Supermarkt. Sie hat sich von ihrem gewalttätigen Mann getrennt, war lange im Frauenhaus, lebt jetzt mit den Kindern in einer eigenen, wenn auch viel zu kleinen Wohnung und kämpft um Alimente. Einmal im Monat kommt Kerstin in den MaBa-Laden der Diakonie. Hier bekommt sie Windeln, Feuchttücher und Kleidung für ihre zweijährige Tochter zum Symbolpreis. „Weil es hier Windeln sehr billig gibt, kann ich ein bisschen was sparen und den Kindern zu Weihnachten ein Geschenk kaufen“, erzählt Kerstin glücklich.

Es ist wichtig für uns Menschen, anderen etwas schenken zu können. Weihnachtsgeschenke sind mehr als ein Ritual und etwas anderes als Kommerz. Schenken gehört zu unserer Würde. Und Feiern gehört zum Menschsein.

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