Wahlentscheidung

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über politisches Mitgestalten

Was sagt denn die evangelische Kirche zu den anstehenden Wahlen, gibt es eine Wahlempfehlung?, werde ich immer wieder gefragt. Gibt es nicht. Die evangelische Kirche äußert sich nicht parteipolitisch. Doch sie setzt sich ein für die Bewahrung der Schöpfung, für die Achtung der Menschenwürde und für Solidarität mit Menschen, die von Armut und Ausgrenzung betroffen sind.

Politisch ist nicht dasselbe wie parteipolitisch. Politisch heißt, sich für das Gemeinwesen interessieren und mitgestalten. Das Wort Politik kommt aus dem Altgriechischen – von politiká, die Polis betreffend. Es geht bei Politik um das Zusammenleben in der Polis, im Stadtstaat, es geht um alle Fragen, die das Gemeinwesen betreffen. Und zu diesen kann und will auch Kirche etwas beitragen. Richtschnur dabei ist das Evangelium.

Unsere Welt ist Gottes Schöpfung, und wir Menschen sind Teil der Schöpfung. Gott hat uns Menschen seine Schöpfung anvertraut, damit wir sie bebauen und bewahren, wie es im 1. Buch Mose heißt. Heute, angesichts der dramatischen Klimaveränderungen, verlangt das entschiedenen Einsatz für den Klimaschutz.

Gott hat den Menschen geschaffen nach seinem Ebenbild. Darin liegt seine Würde begründet – die Würde jedes einzelnen und aller Menschen. Die Menschenwürde ist nicht von Eigenschaften, Talenten oder Leistungen abhängig. Niemand hat mehr Würde, niemand hat weniger Würde. Alle Menschen sind Ebenbilder Gottes und als solche gleichermaßen mit Würde ausgestattet. Damit die Menschenwürde geachtet wird, müssen alle Menschen die gleichen Rechte haben: Arme und Reiche, Menschen mit und ohne Behinderungen, Menschen jedweden Alters und Geschlechts, jedweder Nationalität, Hautfarbe, Religion und sexueller Orientierung.

Manche Menschen sind besonders verletzlich oder werden benachteiligt. Ihnen gilt die Solidarität der Kirche. Denn Jesus Christus sagt im Matthäus-Evangelium: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern und Schwestern, das habt ihr mir getan.“ Kirche ist nicht politisch, indem sie Parteipolitik betreibt, sondern indem sie Partei ergreift für die geringsten Brüder und Schwestern, für die, die besonders verletzlich sind oder benachteiligt werden.

Evangelische sind aufgerufen, ihre Freiheit in Verantwortung wahrzunehmen und im Geiste von Schöpfungsverantwortung, Menschenwürde und Solidarität ihre Wahlentscheidung zu treffen.

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