Umfrage: Zwei Drittel für Erhalt des freien Sonntags
Allianz für freien Sonntag präsentiert Studie – Homeoffice erschwert Work-Life-Balance
Wien (epdÖ) – Fast zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher befürwortet den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags. Das hat eine vom Marktforschungsinstitut Integral im Auftrag der Allianz für den freien Sonntag durchgeführte Umfrage ergeben. Demzufolge wollen sechs von zehn Österreicherinnen und Österreicher den arbeitsfreien Sonntag „als gemeinsame freie Zeit unbedingt behalten“ und seien „nicht bereit, am Sonntag regelmäßig zu arbeiten“. Ebenfalls knapp 60 Prozent möchte keine „Flexibilisierung“ der Arbeitswoche und würde die Aufhebung der Wochenendruhe zugunsten mehr individuell freier Tage nicht akzeptieren, heißt es vonseiten der Allianz, die die Ergebnisse der Studie am Montag, 1. März, präsentierte – auf den Tag genau 1.700 Jahre nachdem der arbeitsfreie Sonntag vom römischen Kaiser Konstantin eingeführt worden war. Unter den Freizeitaktivitäten am freien Sonntag stehen Entspannen und Zeit in der Natur an oberster Stelle. Die Freizeit mit Freundinnen und Freunden sei durch die Coronakrise zurückgegangen, zugleich hätten Familie und Freunde durch die Krise aber an Stellenwert im Leben gewonnen.
Wiederum knapp zwei Drittel der Befragten im Homeoffice geben an, dass ihnen die Trennung zwischen Freizeit und Arbeit zunehmend schwerer falle. Besonders hart treffe es dabei Familien, vor allem Frauen mit Kindern stimmten dieser Aussage in vier von fünf Fällen zu. Angespannt sei auch die Finanzlage: Jeweils 55% geben an, ihre Ausgaben und Einnahmen stärker zu überprüfen und sich beim Konsum zurückzuhalten. Geshoppt werde online, wobei hier Samstag der „traditionelle“ Einkaufstag bleibt. Nur ein Drittel der Online-Einkäufe werde sonntags erledigt.
Geist: „Geordnete Ruhe schafft Freiräume“
„Als Evangelische Kirche treten wir nicht nur aus Gründen der Religionsausübung für den freien Sonntag ein. Vielmehr schauen wir bewusst auf die Lebensrealität und bedrängte Lebenssituationen“, betonte der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist. „Der Sabbat oder Sonntag bringt es für mich auf den Punkt: Erst eine gut eingerichtete, geordnete Ruhe schafft Neues, schafft auch Freiräume.“ Der Einsatz der Allianz gelte besonders Familien und Frauen: Häufig seien es Alleinerziehende, die in der Pandemie ans Äußerste ihrer Belastungsgrenzen hätten gehen müssen.
Schwarz: „Tag gegen die Versklavung des Menschen“
Der römisch-katholische Diözesanbischof von St. Pölten Alois Schwarz rief dazu auf, „dieses Kulturgut der Menschheit zu hüten. Der Sonntag ist ein Tag gegen die Versklavung des Menschen, gegen die Ausbeutung des Menschen.“ Es brauche den kulturellen Rhythmus zwischen Arbeit und Ruhe, „damit wir hören: Mensch, du darfst leben.“ Er sei dankbar für die jetzt schon in systemerhaltenden Berufen am Sonntag geleistete Arbeit, wolle aber dafür kämpfen, „dass der Sonntag arbeitsrechtlich für die, die arbeiten müssen, ein besonderer Tag ist“.
Anderl: „Menschen brauchen mehr Ausgleich“
Die Umfrage zeige ein ganz klares Bild, sagte Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl: „Die Menschen wollen am Sonntag nicht arbeiten. Sie brauchen wenigstens an einem Tag Erholung, Entspannung, Zeit für sich selbst, Zeit für die Familie.“ Es müsse klare Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit geben. Viele Frauen und Männer hielten jetzt schon am Sonntag das Land am Laufen. Was die Beschäftigten jetzt bräuchten sei mehr Ausgleich und nicht mehr Arbeitstage.
Katzian: „Menschen lechzen nach Entschleunigung“
„Gerade in der Coronazeit und unter besonderen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lechzen viele Menschen nach Entschleunigung in der Arbeitswelt“, unterstrich der Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes Wolfgang Katzian. Man nehme wahr, dass der Druck auf Arbeitnehmer*innen generell nehme. Zur wirtschaftlichen Belastung in der Krise komme auch zunehmend psychische Belastung.
Zuckerhut: „Zeit für Alleinerziehende besonders knapp“
„Menschen wollen Zeit miteinander haben. Speziell für Alleinerziehende ist es aber so, dass diese Zeit knapp ist“, betonte Jana Zuckerhut von der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende. Sonntagsarbeit bedeute zudem auch die Notwendigkeit von Kinderbetreuung am Sonntag: „Und das bedeutet für die Kinder, dass sie überhaupt keinen freien Tag mehr haben. Sie brauchen Tage, an denen sie loslassen können.“
Die Zahlen präsentierte Philipp Kuhlmann, Sprecher der Sonntagsallianz. Die Studie setzt jene von 2019 fort, in der die Zustimmung für den arbeitsfreien Sonntag ähnlich hoch war. Es wurden jeweils 1.000 Personen im Alter von 16 bis 69 Jahren in ganz Österreich befragt. Die Ergebnisse der Umfrage werden auf www.freiersonntag.at veröffentlicht.