Superintendenz Burgenland feierte Festgottesdienst zum 100-Jahr-Jubiläum
Bischof Chalupka: „Ein Geschenk und Segen für die Evangelische Kirche“
Oberschützen (epdÖ) – Mit einem festlichen Gottesdienst am Pfingstmontag, 20. Mai, feierte die Superintendenz Burgenland ihr 100-jähriges Bestehen. „Als Bischof der Evangelischen Kirche in Österreich wünsche ich der Evangelischen Superintendenz Burgenland alles Gute zum hundertsten Geburtstag und Gottes Segen“, sagte Bischof Michael Chalupka. Sie sei in diesen 100 Jahren „ein Geschenk und Segen“ für die Evangelische Kirche in Österreich geworden. Das Thema des von Ortspfarrerin Tanja Sielemann gestalteten Gottesdienstes lautete „Atme in uns, Heiliger Geist“, zahlreiche Gäste waren der Einladung in die Evangelische Kirche in Oberschützen gefolgt. Der Gottesdienst wurde live im ORF-Radio und Fernsehen übertragen.
„Der Heilige Geist muss hier in Oberschützen schon ganz kräftig geblasen haben, als vor hundert Jahren die evangelische Superintendenz Burgenland gegründet und der hiesige Pfarrer Theophil Beyer zum ersten Superintendenten gewählt wurde“, erinnerte Superintendent Robert Jonischkeit in seiner Predigt an den Anlass der heurigen Jubiläumsfeierlichkeiten. „Damit hatten die burgenländischen Pfarrgemeinden, die der Trennung von Ungarn und dem Wechsel in ihre neue österreichische Heimat schon einmal grundsätzlich sehr skeptisch gegenübergestanden waren, wieder eine gemeinsame Organisation und Struktur.“
Hoffnungsvoller Blick in die kommenden hundert Jahre
Mit Blick auf das Pfingstfest betonte Jonischkeit, er sehe voller Hoffnung und Zuversicht in die Zukunft. „Denn der Heilige Geist ist uns zugesagt und eingehaucht durch Jesus Christus selbst. Er weht und wirkt seit der Zeit der Apostel bis heute und er wird auch in der Zukunft die kommenden Generationen im wahrsten Sinn des Wortes begeistern.“ Wichtig sei dabei das Wachsen „in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus“, wie es im Brief des Apostel Paulus an die Epheser heißt. Geschehen könne dieses Hinwachsen, „indem wir wahrhaftig sind in der Liebe“, so Jonischkeit. Auch wenn sich das schnell sage und doch manchmal schwer sei, „können wir es schaffen, indem wir mehr auf das Atmen des Heiligen Geistes in uns achten, sei es in der Stille, im Gebet, im Gottesdienst oder im Alltag“. Wenn das gelinge, „werden wir als Kirche und als Superintendenz auch in den kommenden hundert Jahren und darüber hinaus Bestand haben“, zeigte sich der Superintendent überzeugt.
Im Anschluss an den Gottesdienst unterstrich Bischof Chalupka im Interview mit dem ORF die Bedeutung der burgenländischen Superintendenz. Sie sei „ein Geschenk, eine Bereicherung“. Er erinnerte an die vielen Pfarrer:innen, die aus dem Burgenland kamen und kommen, an das starke und vielfältige Wirken der Diakonie und nicht zuletzt an die Bedeutung der Schulbildung, etwa hier in der Region Oberschützen. Schüler:innen des evangelischen Wimmer Gymnasiums hatten den Gottesdienst musikalisch mitgestaltet.
Bildung, Diakonie und Ökumene
Zur Bedeutung der Bildung in der Evangelischen Kirche meinte die burgenländische Superintendentialkuratorin Christa Grabenhofer gegenüber dem ORF, dass „die Reformation bereits die erste große Bildungsoffensive des Protestantismus“ gewesen sei. Bis heute spielten Schulen bis hin zur Kirchlich Pädagogischen Hochschule (KPH) eine bedeutende Rolle. Für die Evangelische Kirche sei Bildung „ein ganz wesentlicher Angelpunkt“, so die ehemalige Pädagogin.
Unter den Festgästen war auch der römisch-katholische Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics. Er betonte das aktuell sehr gute ökumenische Verhältnis und erinnerte daran, dass das nicht immer so gewesen sei. „Beide Kirchen haben ihre Identität gesucht, nachdem sie von Ungarn nach Österreich gekommen sind.“ Heute sei man in vielen Bereichen auf einem Weg des Miteinanders und Füreinanders, etwa bei ökumenischen Gottesdiensten, Pilgerreisen und Hirtenbriefen. Eine wesentliche Ebene sei auch die diakonische bzw. karitative, „wo wir versuchen, den Menschen in ihren verschiedensten Nöten gemeinsam zur Seite zu stehen und mit ihnen den Weg zu gehen“.
Das Leben der Evangelischen im Burgenland war eng mit der wechselvollen Geschichte des westungarischen Raumes verbunden, die im 16. und 17. Jahrhundert eine zum Teil freiere Entfaltung des Glaubens ermöglichte und nach dem Landtag von Ödenburg 1681 sogar den Bau eigener Gotteshäuser („Artikularkirchen“) zuließ. Im ersten Jahrzehnt nach dem Toleranzpatent von 1781 entstanden im Gebiet des heutigen Burgenlandes 15 Gemeinden mit zahlreichen Tochtergemeinden.
Bis 1918 waren die evangelischen Gemeinden des Burgenlandes der Ungarischen Reichshälfte zugeordnet und es dauerte bis zum Jahr 1924, bis der erste Superintendent des Burgenlandes bestellt werden konnte. Erst seit 1956 ist Eisenstadt Sitz der Superintendentur. Seit 2021 ist Robert Jonischkeit als Superintendent für die knapp 30.000 evangelischen Christinnen und Christen im Burgenland zuständig.