Kühnbaum-Schmidt: Frauen in leitenden Ämtern bereichern Kirche

 
von Evangelischer Pressedienst

Landesbischöfin der Nordkirche predigte in Wien

Wien (epdÖ) – Kristina Kühnbaum-Schmidt ist Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), der knapp 1,8 Millionen Evangelische in 995 Pfarrgemeinden angehören. Am Pfingstsonntag predigte sie in der Lutherischen Stadtkirche in Wien in der Reihe „Was Hirtinnen zu sagen“. Initiiert wurde diese Predigtreihe vom evangelisch-lutherischen Bischof Michael Chalupka, der damit kirchenleitende Frauen vor den Vorhang holen will.

In ihre erste kirchenleitende Position wurde Kristina Kühnbaum-Schmidt 2013 gewählt. Das Amt der Regionalbischöfin übernahm sie damals bereits von einer Frau. Ihre Wahl zur Landesbischöfin der Nordkirche erfolgte 2018 schon im ersten Wahlgang. Dennoch ist der Weg zur Gleichstellung von Frauen in kirchenleitenden Ämtern noch nicht gegangen, „da liegt noch ein Stück des Weges vor uns“, bilanziert Kühnbaum-Schmidt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst. Obwohl in den letzten Jahren in der Evangelischen Kirche in Deutschland mehr Frauen in leitende geistliche Ämter gewählt wurden, betrage der Anteil der Frauen noch lange nicht die Hälfte, „wir sind so etwas wie eine gut qualifizierte Minderheit“. „Der Weg, der noch vor uns liegt, den müssen wir miteinander und einander unterstützend beschreiten“, ist die Bischöfin überzeugt. Leitungsorgane funktionierten immer gut, „wenn Frauen und Männer gemeinsam Verantwortung wahrnehmen“ und man dann erkenne, „wie durchaus unterschiedlich sie das tun und wie gut es uns allen tut“. Wichtig sei – in der Wirtschaft ebenso wie in der Kirche – dass verschiedene Lebenserfahrungshintergründe auch in die Zusammensetzung von Leitungsteams einfließen. Gemischte Teams, auch mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, können, so Kühnbaum-Schmidt, dann unterschiedliche Menschen ansprechen, weil sie breitere Identifikationsmöglichkeiten bieten.

Den Pfingstgottesdienst feierte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (re.) gemeinsam mit Bischof Michael Chalupka und Pfarrerin Julia Schnizlein. (Foto: epd/ T. Dasek)

Familie und Beruf auch im Leitungsamt verbinden

Mentoring und Ermutigung sieht die Bischöfin als wertvolle unterstützende Elemente, um Kandidatinnen für leitende Ämter zu gewinnen, denn das sei trotz aller Fortschritte bei den Besetzungen in den letzten Jahren nach wie vor schwierig. „Traut euch genau mit den Erfahrungen und mit den Kompetenzen, die ihr erworben habt. Ihr werdet gebraucht, und genau die sind wichtig“, sagt Kühnbaum-Schmidt immer wieder potentiellen Kandidatinnen, „bereichert die Kirche dadurch, dass auch im Leitungsamt Frauen präsent sind“. Dabei sei es hilfreich, von allzu perfektionistischen und zu hohen Ansprüchen an sich selbst Abschied zu nehmen, „ich denke immer noch, dass an Frauen höhere Ansprüche gestellt werden als an Männer“. Kandidatinnen für Leitungspositionen möchte die Landesbischöfin die Angst nehmen, Familie und Beruf auch im Leitungsamt zu verbinden. „Es braucht eine gewisse Klarheit und es braucht auch eine Haltung zu sagen, ich möchte auch ein Familienleben haben, das tut Frauen wie Männern gut“, betont Kühnbaum-Schmidt. Hilfreich erweisen sich auch Frauennetzwerke und die gegenseitige Unterstützung.

Unerlässlich sei jedoch, weiß Kühnbaum-Schmidt aus eigener Erfahrung, die Unterstützung in der Partnerschaft. „Unsere Tochter ist jetzt schon erwachsen, aber bei jedem neuen Leitungsamt hat mein Mann meine Schritte unterstützt und durch seine Hilfe ermöglicht, an der neuen Stelle auch als Familie gut anzukommen.“ Das habe etwa konkret bedeutet, „dass mein Mann im ersten Jahr meiner Dienstzeit in der neuen Leitungsverantwortung in seinem Job pausiert hat“, um auch die praktischen Umstellungen, die sich durch die Veränderung und den neuen Ort ergeben, gut zu bewerkstelligen. „In unserer Ehe war uns immer wichtig, dass das Zuständig-Sein für unsere Tochter wirklich eine gemeinsame Verantwortung ist“, erzählt Kühnbaum-Schmidt. „Egal in welcher Partnerschaft man lebt: Dass die Partner:innen die berufliche Veränderung mittragen und natürlich dabei selber auch nicht zu kurz kommen“ sei ganz wesentlich.

Geist von Pfingsten setzt Menschen in Bewegung

In ihrer Predigt in der Lutherischen Stadtkirche erinnerte die Landesbischöfin an den Geist von Pfingsten, der seit 2000 Jahren als „Geist des Friedens, der Barmherzigkeit und der Liebe“ unterschiedlichste Menschen über alle Grenzen hinweg verbinde. Dieser Geist setze Menschen in Bewegung, äußerlich wie innerlich, stärke sie im Glauben und wirke darauf hin, dass sich Menschen an der Botschaft Jesu orientieren.

„An Pfingsten feiern wir, dass uns die Energie und Kraft des Heiligen Geistes mit Christus und mit Gott verbinden. So, dass wir die Welt sehen mit den Augen Jesu Christi. Mit ihm am Zustand der Welt leiden und uns mit ihm freuen, wenn Nächsten- und Gottesliebe sich durchsetzen gegen Hass und Verblendung“, erklärte die Bischöfin. Wo dieser Geist wirke, „ereignen sich Verständnis füreinander, Aufmerksamkeit und Respekt, Verständigung über so viele Unterschiede und Ängste hinweg. Damit Frieden wird und Gerechtigkeit wächst.“

Der Heilige Geist helfe auch, „klar zu sehen, wie es um uns, unsere Mitgeschöpfe und die Welt bestellt ist“ und dabei zu „erkennen und benennen, was Sünde, Ungerechtigkeit oder Anmaßung ist“. Sich an Gottes Gerechtigkeit zu orientieren, bedeute „barmherzig“ zu sein. Gottes Gerechtigkeit sei „keine penible Kosten-Nutzen-Rechnung, sondern Schenken und Verschenken aus der Fülle seiner Liebe. Einer Fülle, die das Leben wachsen und aufblühen lässt, und in den Mittelpunkt stellt“.

Gottes Geist lasse auch Worte und Taten finden, „um zusammenzustehen gegen menschenverachtende Ideologien und Meinungsmache – so wie wir es gerade in Deutschland erleben, wo Rechtspopulisten und Rechtsextreme mit ihren Themen, mit Hass und Hetze versuchen, den öffentlichen Diskurs zu bestimmen“, sagte Kühnbaum-Schmidt und betonte: „Gut, dass demgegenüber dann auch Christenmenschen klar und entschieden einstehen für Wahrheit und Wahrhaftigkeit, für gewaltfreie Diskurse, für eine offene und vielfältige Gesellschaft, für Menschenrechte und Menschenwürde aller Menschen gleichermaßen.“

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