Stephansdom: Dankbares Gedenken an Körperspender:innen

 
von Evangelischer Pressedienst

MedUni Wien sowie Evangelische und Katholische Hochschulgemeinde luden zu ökumenischem Gottesdienst

Wien (epdÖ) – Zu einem Gottesdienst im Gedenken an verstorbene Körperspender:innen haben die Medizinische Universität Wien und die Evangelische und Katholische Hochschulseelsorge in den Wiener Stephansdom geladen. Der ökumenische Gottesdienst am Donnerstagabend, 7. November, stand im Zeichen der Danksagung an die Verstorbenen, die ihren Körper der medizinischen Forschung gespendet haben, und war eine Gelegenheit für Angehörige, Wissenschaftler und Studierende, der Verstorbenen zu gedenken und ihnen Respekt zu erweisen.

Die stellvertretende Leiterin des Institutes für Anatomie der medizinischen Universität in Wien, Lena Hirtler, betonte in ihren Begrüßungsworten die Wichtigkeit der Veranstaltung und ihre Freude, diesen Gottesdienst gemeinsam mit der Katholischen und der Evangelischen Hochschulgemeinde feiern zu dürfen. Der katholische Hochschulseelsorger P. Simon De Keukelaere hob in seinen Begrüßungsworten das liebevolle Gedenken an die Verstorbenen hervor und unterstrich zugleich die christliche Hoffnung auf die Auferstehung.

Payk: Körperspende als Kairos-Moment

In ihrer Predigt widmete sich die evangelische Hochschulpfarrerin Katharina Payk den bekannten Versen aus dem Buch Kohelet „Alles hat seine Zeit“. Etwa „eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben“, „eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen“. Payk erläuterte, dass die griechische Antike drei verschiedene Arten von Zeit kenne: Aion, Chronos, Kairos. „Aion ist die Ewigkeit, die Zeit Gottes“, so Payk. Chronos wiederum ist die quantitative Zeit, symbolisiert durch die Zeiger unserer Uhren. Kairos schließlich ist qualitativ, „es sind die Begegnungen und Entscheidungen, die wir treffen. Alles Erdenkliche, was möglich ist in einem Menschenleben, hat seinen Kairos, seinen richtigen Moment“.

Immer wieder höre sie von Angehörigen von Körperspender:innen, dass es ihnen schwergefallen sei, die Entscheidung ihrer Liebsten zu akzeptieren, so die Pfarrerin: „Vielleicht hilft es, an dieser Stelle Körperspenden als einen Teil der Zeit des Verstorbenen mit Gott zu verstehen. Körperspende als ein Kairos-Moment also.“ Payk erzählte, dass auch sie um einen kürzlich verstorbenen Menschen trauere: „Dieser Mensch hat aus der kurzen Zeit, die er hatte, viel gemacht und sich viel eingesetzt.“ Er habe bei den Hinterbliebenen Spuren hinterlassen. Die Zeit der Hinterbliebenen mit den Verstorbenen sei nun „Erinnerung, sie ist Liebe und in unserem christlichen Zeitdenken ist sie ewig“.

Jedes Jahr lädt das Institut gemeinsam mit der Hochschulseelsorge zu diesem Gedenken. Heuer fand der Gottesdienst aufgrund des großen Andrangs zum zweiten Mal im Stephansdom statt. Die Asche der verstorbenen Körperspender wird auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Gräberfeld bestattet.

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