Schiefermair: Religionsunterricht essentiell gegen „religiösen Analphabetismus und Fundamentalismen“
Fach bietet Raum für Fragen, die in keinem Lehrplan vorkommen
Wien (epdÖ) – Zum bevorstehenden Schulbeginn hat der evangelische Oberkirchenrat Karl Schiefermair die Bedeutung des Religionsunterrichts unterstrichen. Das Fach sei im Bildungsgeschehen essentiell „gegen religiösen Analphabetismus und gegen Fundamentalismen“: „Die großen Konflikte dieser Zeit zeigen auf, dass man ohne tieferes Verständnis von religiösen Werten keine Einsicht in die Ursachen hat. Glückskeks-Weisheiten reichen da nicht aus.“ Auch Literatur, bildende Kunst oder Musik ließen sich nicht ohne religiöse Grundeinsichten verstehen, so der Oberkirchenrat, der in der gesamtösterreichischen evangelischen Kirchenleitung unter anderem für Bildungsfragen zuständig ist, gegenüber dem Evangelischen Pressedienst.
Religiöse Bildung sei zum einen „pädagogischer Ausdruck von Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit“. Sie diene zum anderen aber auch als „Instrument gegen religiöse Beschränktheit“. Vor allem aber biete sie im Schulalltag Raum für existenzielle, religiös-weltanschauliche und tagesaktuelle Fragen von Schülerinnen und Schülern, die sonst in keinem Lehrplan Platz haben. Wie hoch der Religionsunterricht einzuschätzen ist verdeutlicht Schiefermair zudem mit einem Zitat des deutschen evangelischen Theologen Friedrich Schleiermacher: „Wenn, wie Schleiermacher 1799 sagte, ‚Sinn und Geschmack fürs Unendliche‘ geweckt wird, wird eine Erfahrung weitergegeben, die zum Segen werden kann.“
Wünsche für das neue Schuljahr
Das kommende Schuljahr wird das letzte in Schiefermairs Amtszeit sein, der im Herbst 2022 nach fast 15 Jahren als Oberkirchenrat in den Ruhestand tritt. Für dieses Jahr wünscht er allen pädagogisch Tätigen ein „Normaljahr ohne Staats- und Gesundheitskrisen, damit alle in den evangelischen Kindergärten und Schulen, im Religionsunterricht wie in der Erwachsenenbildung, uneingeschränkt in den Genuss ihrer Bildung kommen.“