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Michael Chalupka über das Ja zum Religionsunterricht
In der Schule gibt es Haupt-und Nebenfächer, so meint man landläufig. Welche Fächer sich dann aber als dienlich im weiteren Verlauf des Lebens herausstellen, das ist höchst individuell. Die eine profitiert vom Mathematikunterricht, der andere denkt bei jedem Konzertbesuch dankbar zurück an seinen Musiklehrer.
Von einem Pflichtfach kann man sich abmelden: vom Religionsunterricht. Man kann sich aber auch, wenn man keiner Religion angehört, dazu anmelden. Dann hat man es leichter im Leben. Man versteht die Nachrichten, wenn von Sunniten und Schiiten die Rede ist. Man hat eine Ahnung, welche Geschichte dahintersteht, wenn man vor Pieter Brueghels Gemälde des Turmbaus zu Babel steht. Und man weiß die ethischen Argumente abzuwägen in der öffentlichen Debatte um den assistierten Suizid, die uns bevorsteht.
Der Religionsunterricht ist im Bildungsgeschehen essentiell gegen religiösen Analphabetismus sowie gegen Fundamentalismen und Verschwörungstheorien, meint der Evangelische Oberkirchenrat und Religionspädagoge Karl Schiefermair zum Schulbeginn: „Die großen Konflikte dieser Zeit zeigen auf, dass man ohne tieferes Verständnis von religiösen Werten keine Einsicht in die Ursachen hat. Glückskeks-Weisheiten reichen da nicht aus.“ Wenn dann auch noch „Sinn und Geschmack fürs Unendliche“ geweckt werden, wie der Theologe Friedrich Schleiermacher gesagt hat, umso besser.