Oberkirchenrätin Bachler feierlich in ihr Amt eingeführt
Bachler: Pfarrerinnen und Pfarrer stehen in der Welt und machen Mut zum Leben
Die neue geistliche Oberkirchenrätin der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, Ingrid Bachler, ist am Sonntag, 25. Oktober, durch Bischof Michael Bünker in der evangelischen Kirche in Wels in ihr Leitungsamt eingeführt worden. Als Oberkirchenrätin gehört die frühere oberösterreichische Fachinspektorin und Welser Pfarrerin der gesamtösterreichischen Kirchenleitung an und ist zuständig für den Personalbereich der Evangelisch-lutherischen Kirche.
In ihrer Predigt ging die neue Oberkirchenrätin auf die vielfältige Rolle der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer ein. Sie seien heute oft GemeindemanagerInnen mit umfangreichen Aufgabenbereichen in Pfarrgemeinde und Schule. Sie, so Bachler, "stehen in der Welt und antworten auf Lebensfragen, sind Begleiterinnen und Begleiter in Krisen, und sie schweigen, wenn die Trauer jedes Wort raubt". Dabei seien sie der Botschaft verpflichtet, wie sie der Prophet Jesaja beschrieben habe: "Den Elenden die gute Botschaft zu bringen; die zerbrochenen Herzen zu verbinden, den Gefangenen die Freiheit zu verkündigen, die Trauernden zu trösten." Ihre Kraft schöpfen Pfarrerinnen und Pfarrer dabei "aus einer größeren Zuversicht: aus der von der Liebe Gottes zu uns Menschen getragenen Rechtfertigung".
Pfarrgemeinden bilden wichtige Infrastruktur der Gesellschaft
Gerade in der Arbeit für Flüchtlinge zeige sich, dass Pfarrgemeinden eine wichtige Infrastruktur der Gesellschaft darstellen. Der Zusammenhalt der Gesellschaft sei auf Orte angewiesen, "an denen über Gemeinsinn, über menschliche Lebensmöglichkeiten nachgedacht wird". Bachler: "Die Kirche ist so ein Ort, so eine Institution, die für das Ganze denkt und die die Liebe zur Welt und den Menschen ins Zentrum ihrer eigenen Existenz stellt." Mit ihren Pfarrerinnen und Pfarrern gebe die Kirche "Trost und Lebensmut". Dabei sehe die Kirche die Situation der Menschen "nicht esoterisch verklärt, sondern nüchtern und realistisch, weder zu verträumt noch pessimistisch" und wolle durch ihre Pfarrerinnen und Pfarrer "Mut zum Leben machen, das für viele Menschen immer schwieriger wird".
Bischof Michael Bünker wünschte der neuen Oberkirchenrätin "Leidenschaft, Sachlichkeit und das rechte Augenmaß". Das Ja Gottes zu uns Menschen gelte es zu jedem Einzelnen zu sagen, es gelte auch "für die 2700 Menschen in den beheizten Zelten", sagte der Bischof angesichts der in Österreich Schutz suchenden Flüchtlinge.
Synodenpräsident Peter Krömer erinnerte daran, dass die Synode im Dezember 2014 Ingrid Bachler zur geistlichen Oberkirchenrätin für Personalfragen gewählt habe, und stellte die Arbeitsbereiche der neuen Oberkirchenrätin vor. Neben der Verantwortung für die geistlichen Amtsträgerinnen und Amtsträger ist Bachler u.a. auch für den Bereich der Aus- und Fortbildung zuständig, für die GemeindepädagogInnen, die Lektorinnen und Lektoren, die Frauenarbeit sowie weitere Seelsorgebereiche. Als Personalreferentin möchte Bachler die Pfarrerinnen und Pfarrer auf ihre vielfältigen Aufgaben gut vorbereiten: "Ich möchte sie dabei schützen, stützen, fördern und fordern", erklärte die neue Oberkirchenrätin. Im Personalreferat folgt Ingrid Bachler auf Hannelore Reiner, die seit September in ihrer Pension als Pfarrerin in Schwanenstadt tätig ist.
Landeshauptmann Josef Pühringer bezeichnete beim anschließenden Empfang Ingrid Bachler als "gute Theologin, die mit dem Herzen ihrer Kirche verbunden ist". Der Landeshauptmann dankte auch der früheren Oberkirchenrätin und freute sich, dass Hannelore Reiner nun als Pfarrerin zurück zu ihren Wurzeln in Oberösterreich gekehrt ist.
Die Glückwünsche der Römisch-katholischen Kirche überbrachte Peter Schipka. Der Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz erinnerte daran, dass alle Getauften die Aufgabe haben, das Wort Gottes zu verkündigen: "Mit ihrem Amt können sie anderen darin helfen, die Frohe Botschaft zu verkündigen." Ein Segenswort sprach auch der frühere Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern. "Die gesunde Ökumene, an der es weiter zu arbeiten gilt, verbindet uns", sagte der Altbischof.
Die designierte Welser Stadträtin Margarete Jossek-Herdt bezeichnete sich als "Fan" der neuen Oberkirchenrätin. Sie habe sie schon mehrfach als Pfarrerin erleben dürfen, dabei habe sie Bachler als "einfühlsame, verständliche und empathische" Pfarrerin kennengelernt: "Man hat sofort gespürt: Sie sind Pfarrerin mit Leib und Seele, der der Kontakt zu den Menschen wichtig ist und liegt."
Von der Standesvertretung der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer sprach Birgit Meindl-Dröthandl. Sie sei überzeugt, dass Bachler auch in schwierigen Situationen bemüht sein werde, gute und kreative Lösungen zu finden: "Als Standesvertreterin freue ich mich auf eine gute, konstruktive und blühende Zusammenarbeit."
An der Amtseinführung mitgewirkt haben Bachlers Vorgängerin Hannelore Reiner, Oberkirchenrat Karl Schiefermair, der Welser Pfarrer Bernhard Petersen, Pfarrerin Birgit Meindl-Dröthandl, Lektorin Barbara Müller und Kurator Lothar Müller, der sich zu Beginn des Gottesdienstes erfreut zeigte, "dass in Oberösterreich in diesen Tagen eine Frau in ein Leitungsamt eingeführt wird".
Musikalisch gestalteten den Gottesdienst die Sängerin Jessie Ann, der Organist Wolfram Stelzer, der Posaunenchor Wels und der Jugendchor "together 1".
Text: epdÖ
Fotos: epd/M. Uschmann