Moser: „Vor dem Virus sind nicht alle gleich“
„Presse“-Gastkommentar: Arme am stärksten von Corona betroffen
„Presse“-Gastkommentar: Arme am stärksten von Corona betroffen
Wien (epdÖ) – Dass die gegenwärtige Coronakrise vor allem die ökonomisch Schwächsten betrifft hat Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser unterstrichen. In einem Gastkommentar für die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ (30. März) schreibt Moser: „Nein. Vor dem Virus sind wir nicht alle gleich. Fragen der sozialen Ungleichheit stellen sich in der Coronakrise nicht nur weiterhin, sie stellen sich verschärft.“ Sie entkräftet damit die Behauptung, in der Krise säßen wir alle „im gleichen Boot“.
Als Beleg führt Moser demographische Zahlen an. So sei der Gesundheitszustand von Menschen im unteren Einkommensdrittel signifikant schlechter als jener der Durchschnittsbevölkerung, was sie zu einer potenziellen Risikogruppe mache. Ein Drittel der Bezieher von Sozialhilfe etwa weise einen sehr schlechten Gesundheitszustand auf, über die Hälfte sei chronisch krank. Menschen an und unter der Armutsgrenze lebten zudem häufig in überbelegten, kalten, dunklen und schimmligen Wohnungen, „das macht die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, noch einmal schlimmer“. 263.000 Menschen in Österreich könnten ihre Wohnung nicht ausreichend heizen; mehr als die Hälfte der Kinder in Haushalten, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, lebten in Wohnungen mit Überbelegung, was die Konzentration aufs Lernen erschwere.
Außerhalb Europas lebten 42.000 Menschen in den griechischen Flüchtlingslagern unter „erbärmlichen Umständen“ auf engstem Raum, mit unzureichender Wasserversorgung, ohne Seife. „Nicht auszudenken, was passiert, wenn hier Covid-19 ausbricht.“
Vor diesem Hintergrund fordert Moser zu einer Reflexion auf das eigene Verständnis von Solidarität auf: „Was heißt Solidarität, wie weit reicht sie, welche Maßnahmen umfasst sie? Soll sich Solidarität nicht gerade auf die anderen, auf die Ausgeschlossenen, auf die, deren Lebensperspektiven begrenzt sind, richten?“ Diese Frage müssten wir uns jetzt stellen, wenn es darum gehe, Menschenleben zu retten.
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