Moria: Dantine schreibt offenen Brief an Landeshauptmann Haslauer

 
von Evangelischer Pressedienst

„Untragbar, dass Bewohner pauschal verantwortlich gemacht werden“

Salzburg (epdÖ) – In einem offenen Brief hat sich der evangelische Superintendent der Diözesen Salzburg und Tirol, Olivier Dantine, an den Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) gewendet. Haslauer hatte nach dem Brand im griechischen Flüchtlingslager Moria gegenüber dem ORF von einer „Art Erpressung“ gesprochen und damit die Ablehnung der Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Camp begründet. Berichten zufolge sollen einige Flüchtlinge den Brand selbst gelegt haben. Für Dantine ist es „untragbar, dass sämtliche etwa 13.000 Bewohner des Camps pauschal für die Aktion der mutmaßlichen Brandstifter verantwortlich gemacht werden“. Seit Jahren werde von Hilfsorganisationen darauf hingewiesen, dass die humanitären Zustände für die Bewohner der Flüchtlingscamps an den EU-Außengrenzen unzumutbar seien, die Lage habe sich durch die Covid-19-Krise noch einmal verschärft. Auf das Drängen der Hilfsorganisationen, diese Lager in einer solidarischen Aktion zu entlasten, sei nichts geschehen. „Dass die Eskalation nun als Begründung genommen wird, diesen Forderungen nicht nachzukommen, ist zynisch“, schreibt Dantine.

Eine christlich verantwortete Flüchtlingspolitik sehe in der Thematik eine humanitäre und menschenrechtliche Herausforderung. Leider seien jedoch die Prioritäten verrutscht, die Flüchtlingspolitik in Europa und Österreich orientiere sich primär an Sicherheitsaspekten: „Sicherheit ist ein hohes Gut, genau deswegen gilt aber: Auch geflüchtete Menschen haben Recht auf Beachtung ihrer Sicherheitsinteressen.“ Er unterstütze daher die Forderung von NGOs und Kirchen, Moria zu evakuieren, so Dantine. Die Bereitschaft vieler Kommunen und Organisationen in Österreich zur Aufnahme von Flüchtlingen müsse ernst genommen werden.

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