Luther und der Sparefroh
Michael Chalupka mahnt, mit Zinsgeschäften vorsichtig umzugehen
Zum 99. Mal jährt sich der Weltspartag. Und seit die Zinsen wieder etwas angestiegen sind, legen sich die Banken wieder mehr ins Zeug, es gibt wieder Angebote und Plüschtiere für die Kinder.
Nur den Sparefroh, das Drahtmännchen mit dem roten Dreieckshut, sieht man heutzutage weniger. In den 1970er Jahren kannten mehr Menschen den Sparefroh als den Namen des amtierenden Bundespräsidenten.
Für die Evangelischen im Land ist der 31. Oktober aber vor allem der Reformationstag. Nach allem, was wir von Martin Luther wissen: Es hätte ihn nicht gefreut, dass am Tag, der an die Reformation erinnert, auch Weltspartag ist. Luther war einer der schärfsten Kritiker der Banken. Vor allem das Zinsnehmen galt ihm, ganz in biblischer Tradition, als Wucher und als Ursache vielen sozialen Elends seiner Zeit.
Das Geschäft mit den Zinsen fördere nicht nur die Habgier, sondern auch die Faulheit, da das Geld sich ohne Arbeit vermehre, außerdem mache es dem Nächsten gegenüber gleichgültig, der das Risiko des Verlustes allein zu tragen hat. „Das ist Sünde vor Gott“, sagte Luther.
Wir haben mit den Gesetzen der Zinswirtschaft leben gelernt. Doch die Probleme sind nicht gelöst.
Dass der „Feiertag“ der Banken mit dem der Reformation zusammenfällt, mag uns auch eine Mahnung sein, mit Zinsgeschäften vorsichtig umzugehen. Denn wir bekommen nichts geschenkt, schon gar nicht bei einem Kredit, außer vielleicht ein Plüschtier.