Kritik an Sujet „Beten oder Handeln“ der Herzstillstands-Kampagne
Schnizlein: Es gibt kein „entweder – oder“
Wien (epdÖ) – Auf Kritik von Kirchenvertretern stößt eine aktuelle Werbekampagne des Vereins „puls“ in der Bundeshauptstadt. Drei verschiedene Sujets werben dabei für Reanimations-Maßnahmen bei Herzattacken. Eines lautet „Fies sein oder Leben retten“, ein anderes „Beten oder Leben retten“. Bei diesem werden zum Gebet gefaltete Hände mit Händen in der Haltung, wie sie für die Herzmassage benötigt wird, gegenübergestellt. Somit wird suggeriert, das Gebet sei unnütz, während die Herzmassage die alleinige Rettung bringe.
Heftige Kritik an diesem „entweder-oder“ übt die Wiener evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein auf ihrem Instagramkanal „juliaandthechurch“. Es sei an sich eine sehr gute Sache, „aber um Aufmerksamkeit zu erregen, wurde hier so richtig schön tief in die Klischee-Schublade gegriffen“. Sie finde das „so traurig provokant, weil es null mit der Realität zu tun hat“. Kein normaler Mensch würde sich hinsetzen und „erst mal ruhig die Hände falten, bevor er einem anderen Menschen in Lebensgefahr hilft“. Es sei kein „entweder – oder“! „Nächstenliebe zwingt uns immer, tätig zu werden. Aber vielen hilft es eben, wenn sie sich nicht alleine fühlen, während sie einen anderen reanimieren. Wenn sie den an ihrer Seite wissen, der Leben und Tod in den Händen hält.“
Als „ein ziemlich seichtes Verständnis von der Macht des Gebets“ kritisierte der Pressesprecher der Erzdiözese Wien, Michael Prüller, die Kampagne in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“. Dass das Gebet auch so manchem Freiwilligen im Rettungseinsatz die Kraft für ihren wichtigen Dienst gebe, habe bei dem werbetreibenden Verein wenig Eindruck gemacht, so Prüller. Die Kampagne habe aber auch etwas Gutes: „Immerhin sieht man in Wiens U-Bahnen jetzt öfter betende und lebensrettende Hände“, so der Pressesprecher der Erzdiözese.