Früherer Diakonie de la Tour-Rektor Roland Ratz verstorben

 
von Evangelischer Pressedienst

Chalupka: „Tiefe Glaubensüberzeugungen vermittelt“ – Krömer: „Pionier der diakonischen Arbeit“

Wien (epdÖ) – Der frühere Rektor der Stiftung de La Tour in Treffen, Pfarrer Roland Ratz, ist am 21. September im 86. Lebensjahr verstorben.

Der Bischof der Evangelisch-lutherischen Kirche, Michael Chalupka unterstreicht in einer ersten Stellungnahme Ratz´ tiefe Liebe zu den Menschen, die er betreut hat. „Er hat jeden einzelnen persönlich gekannt“, so der Bischof. Den langjährigen Rektor habe aber auch seine „große Liebe zur Kunst“ ausgezeichnet. Unter seiner Leitung habe sich das Atelier de la Tour zu einem „wirklichen Ort der künstlerischen Auseinandersetzung auch im wissenschaftlichen Dialog“ entwickelt. Ratz sei es zudem immer wieder gelungen, „tiefe Glaubensüberzeugungen mit Leichtigkeit zu vermitteln“.

Synodenpräsident Peter Krömer bezeichnet Ratz in einem Nachruf als „einen der Pioniere der diakonischen Arbeit in Österreich“. Ab den 1980er Jahren habe sich im Bereich der Diakonie bzw. der sogenannten Anstaltsdiakonie Wesentliches verändert, auch von den staatlichen Rahmenbedingungen her, so Krömer. „Hier leistete Roland Ratz als Rektor der Stiftung de La Tour Beachtliches.“ Seine Erfahrungen in der Diakonie habe er im Rahmen seiner Mitarbeit in die Synode A.B. und die Generalsynode der Evangelischen Kirchen in Österreich eingebracht. Bei der diakonischen Arbeit kam es Ratz stets darauf an, „dass diakonisches Handeln im Wort Gottes gemäß der Heiligen Schrift gegründet ist. Für ihn gehörten das Handeln in Nächstenliebe und die Verkündigung des Wortes Gottes in Wort und Tat, wie es die Reformatoren verstanden, stets zusammen“. Für Roland Ratz war immer auch der Bezug der diakonischen Arbeit zu den Pfarrgemeinden wichtig. Im Ruhestand siedelte er sich in Tulln an, wo er als Pfarrer immer wieder in den verschiedensten niederösterreichischen Pfarrgemeinden mitarbeitete. Dabei, schreibt Krömer, ging es ihm auch stets darum, „in den Pfarrgemeinden die Notwendigkeit diakonischen Handelns klarzumachen“.

Hubert Stotter, Rektor der Diakonie de La Tour, würdigt die vielfältigen Errungenschaften seines Vorgängers. Er habe sich für die Verbesserung der Lebenssituationen aller in der damaligen Stiftung de La Tour begleiteten Menschen eingesetzt. Außerdem setzte er nicht nur große bauliche Veränderungen um, „sondern führte auch neu Standards in der Begleitung und Betreuung ein“. Ein besonderes Anliegen sei ihm die Förderung der Kunst von Menschen mit Behinderungen gewesen, betont Stotter. Nicht zuletzt wäre die Entstehung des Krankenhauses de La Tour ohne dessen Beharrlichkeit und Weitsicht nicht möglich gewesen. „Diakonisches Handeln war für ihn stets Ausdruck gelebter Christusbeziehung, mit dieser begegnete er allen Herausforderungen in einem tiefen Gottvertrauen“, erinnert sich Stotter. Durch das Wirken von Roland Ratz „wurde die Evangelische Stiftung de La Tour zu einem wichtigen Fundament der heutigen Diakonie de La Tour“.

Biografisches

Roland Ratz wurde am 17. Mai 1937 im hessischen Gambach in Deutschland geboren. Von 1961 bis 1963 besuchte er in Aarau/Schweiz die Bibelschule. 1965 erfolgte der Umzug von Deutschland nach Fürstenfeld, wo er das evangelische Schülerheim leitete. Auf die Vikariatszeit von 1966 bis 1969 in der Kreuzkirche in Graz folgte von 1969 bis 1979 seine erste eigene Pfarrstelle in Deutsch Kaltenbrunn im Südburgenland. Von 1979 bis 2000 war er Rektor der Evangelischen Stiftung de la Tour in Treffen/Kärnten, wo er für mehrere Heime (Kinder-, Behinderten-, Freizeit- und Altenheim) verantwortlich war. Ratz war Träger des großen Ehrenzeichens des Landes Kärnten, für sein Wirken wurde ihm vom Bundespräsidenten der Titel Professor verliehen.

Ratz war zudem 25 Jahre lang stellvertretender Vorsitzender des Pfarrinnen- und Pfarrergebetsbundes (PGB). Der langjährige Vorsitzende, Pfarrer Friedrich Rössler, schreibt: „Wir haben Roland sehr viel zu verdanken. Auf Gottes Wort zu hören war ihm ein zentrales Anliegen. Deshalb waren für ihn Bibelarbeiten und die Bibellese in Gruppen auf unseren Tagungen immer sehr wichtig.“

„In großer Liebe und Dankbarkeit“ blicken Gattin Rose sowie die Töchter Christina und Gudrun auf Ehemann bzw. Vater zurück. „Wir sind unendlich dankbar für die Zeit, die wir mit ihm verbringen durften“, heißt es in ihrem Schreiben mit der Todesnachricht. Und sie gewähren einen persönlichen Einblick: „Roland war ein charismatischer, humorvoller und liebevoller Mensch mit vielen Interessen. So machte ihm die Musik – insbesondere das jiddische Lied – große Freude.“

Die Trauerfeier mit anschließender Beisetzung findet am Freitag, dem 30. September 2022, um 13.00 Uhr in der Aufbahrungshalle Tulln (Karl-Metz-Gasse 20) statt.

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