Jahr des Vertrauens
Maria Katharina Moser darüber, dass es Gott gut mit uns meint
„Wie du das schaffst!“ sage ich bewundernd zu einer Kollegin, die nachdem sie ihres sechsten Kind bekommen hat wieder im Dienst ist. „Das geht gut, die Kleine ist so unkompliziert“, erwidert sie mit der ihr eigenen gelassenen Kraft. „Ihre fünf älteren Geschwister lieben sie heiß und kümmern sich super. Ich nehme sie auch zu den Veranstaltungen in der Pfarrgemeinde mit, irgendwer nimmt sie immer gern. Das ist kein Problem, sie bleibt bei allen. Die Kleine ist so gut umsorgt, sie kommt gar nicht auf die Idee, dass es irgendwer nicht gut mit ihr meinen könnte.“
Es ist ein wunderbares Beispiel für die Kraft des Vertrauens, das meine Kollegin hier gibt: Sie vertraut ihren Kindern und den Gemeindemitgliedern. Zurecht. Alle meinen es gut mit ihrer jüngsten Tochter. Das überträgt sich auf die Kleine, vertrauensvoll lässt sie sich auf den Arm nehmen.
Vertrauen ist ein kostbares Gut. Ohne vertrauen geht gar nichts. Weder könnten wir Beziehungen eingehen, noch Geschäfte abschließen noch unsere Kinder in die Hände von Lehrern oder uns selbst in die Hände von Ärztinnen geben. Vertrauen beruht auf guten Erfahrungen, ist ein Lernprozess. Das bringt mit sich, dass Vertrauen auch enttäuscht werden kann. Wird es erschüttert, ist es nicht leicht wiederzufinden. Dann stellt sich das Gefühl ein: Ich will ja vertrauen. Aber ich kann nicht.
Dieses Grundgefühl spiegelt sich auch in der Jahreslosung, dem Bibelvers, der uns durch das Jahr 2020 begleitet: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Dieser Satz kommt aus dem Munde des Vaters eines schwer kranken Kindes, von dessen Heilung das Markus-Evangelium erzählt. „Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns!“, fleht der Vater Jesus an. Und Jesus antwortet: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Da bricht es aus dem Vater heraus: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ Ich will ja glauben, aber ich weiß nicht, ob ich es kann. Ich will ja vertrauen, aber ich weiß nicht, ob ich es kann. Man könnte den Vers auch übersetzen mit: „Ich vertraue! Hilf meinem Mangel an Vertrauen!“ Denn glauben heißt in der Bibel nicht, bestimmte Glaubensaussagen für wahr halten, sondern vertrauen. Vertrauen, dass Gott es gut mit mir meint und mit mir ist.
„Ich vertraue; hilf meinem Mangel an Vertrauen!“ Das ist ein guter Neujahrsvorsatz, finde ich. Ich will mir 2020 vornehmen, wie der Vater aus dem Markus-Evangelium zu glauben – im Wissen: Ich habe den Glauben nicht als festen Besitz in meiner Tasche. Auch wenn ich weiß, dass mein Vertrauen ins Wanken geraten kann, will ich darauf vertrauen, dass Gott und dass andere Menschen es gut mit mir meinen. Das Beispiel meiner Kollegin lässt mich gewiss sein: Vertrauensvoll lebt es sich besser, gelassener, kraftvoller.