Herz hilft

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über das, was uns zu Menschen macht

Das Elend und Leid der Kinder, Frauen und Männer im verwüsteten Lager Moria auf Lesbos berührt unser Herz. Die Bilder emotionalisieren. Bundesminister Schallenberg meinte dazu, man müsse entemotionalisieren. Die Gefühle nicht zu nahe an sich heranlassen. Er wurde dafür als herzlos kritisiert. Doch ein Herz aus Stein ist gar nicht so unpraktisch. Das Herz aus Stein spürt den Schmerz nicht. Es kann kühl bleiben, wenn es berührt wird. Aus Steinen kann man Mauern bauen, die einen zu schützen scheinen vor den Gefahren der Welt, dem Elend und dem Schmerz.

Das steinerne Herz wird aus der Angst, der uneingestandenen Hilfslosigkeit und der Überforderung gemeißelt. Das braucht sich niemand vorwerfen lassen. Es ist die materialisierte Strategie, mit etwas umzugehen, mit dem man nicht umgehen will und kann. Sich unempfindlich machen zu wollen, sich immunisieren zu wollen gegen die Bedrohungen der Welt – das steckt in uns allen, seien wir Politiker oder einfache Bürger der noch sicheren Welt Europas.

Aber ein Herz aus Stein ist kein menschliches Herz. Beim Propheten Ezechiel heißt es: „Ich will das steinerne Herz aus Eurem Fleisch wegnehmen und Euch ein fleischernes Herz geben.“ Ein Herz aus Fleisch, das klingt warm und nach Leben. Nur ein Herz aus Fleisch springt vor Freude, empfindet den Schmerz, ist verletzlich. Das macht uns zu Menschen. Lassen wir uns berühren. Ein lebendiges Herz hilft.

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