Heilsversprechen
Michael Chalupka über Gentechnik und Wirtschaftsinteressen im Kampf gegen den Hunger
Der Hunger scheint besiegt. Paradiesische Zustände zeigen sich am Horizont, glaubt man den Gentechnikern großer Saatgutkonzerne. Der Sämann muss dann nicht mehr jedes Jahr um seine Ernte bangen, ob sie nun zehnfache oder hundertfache Frucht bringt, wie es im Gleichnis Jesu heißt, oder im Gegenteil den Schädlingen zum Opfer fällt. Der Erfolg und damit Nahrung für alle scheinen garantiert zu sein.
Dazu müssen in die DNA des Saatguts nicht einmal fremde Gene eingebracht werden, sondern es wird „nur“ die eigene Genstruktur verändert. Ganz natürlich also. Diese „neue Gentechnik“ macht Pflanzen resistent gegen Schädlinge und Unkraut. Die großen Biotechfirmen, die daran forschen, melden bereits fleißig ihre Patente auf dieses optimierte Saatgut an. Derzeit kontrollieren sie gemeinsam schon 40% des Marktes.
Umweltorganisationen warnen, Patente würden sich in der Folge nicht nur negativ auf kleinere Landwirte und Landwirtinnen auswirken, sondern auch auf Konsumenten und Konsumentinnen – etwa durch höhere Preise und weniger Auswahl. Schon heute wissen wir, dass der Hunger nicht dadurch entsteht, weil es zu wenig Nahrungsmittel auf der Erde gibt, sondern dass der Zugang zu ihnen ungleich verteilt ist und sich viele Kleinbauern das Saatgut nicht mehr leisten können. Ob Heilsversprechen, das halten können, was sie versprechen, zeigt oft der Blick darauf, wer an ihnen verdient.
(Fotonachweis: pixelio.de)