Füreinander und Miteinander in Wien

Delegierte trafen sich zur Superintendentialversammlung

 
von Martina Schomaker
Der Rechnungsabschluss 2014 war eines der Hauptthemen der Versammlung.
Der Rechnungsabschluss 2014 war eines der Hauptthemen der Versammlung.

Das Füreinander und Miteinander stand neben dem diskutierten und mehrheitlich beschlossenen Rechnungsabschluss 2014 im Zentrum der Superintendentialversammlung der Evangelischen Superintendenz A.B. Wien am Samstag, 25. Mai 2015. Von 9 bis 16.30 Uhr tagen die über 80 Delegierten im Evangelischen Gymnasium Simmering.

Hier ein Überblick über die nachfolgenden Punkte:

- Vom Spargel und der Liebe Gottes

- Polizei- und Gefängnisseelsorge stellen sich vor

- Ein Blick auf den Diakonie Flüchtlingsdienst

- Gemeinsam: Wien West-Süd-West und „auf dem Weg nach 2017“

- Der neue Kirchenbeitrag kommt

- News aus der Synode wichtig für Wien: Seelsorge im Alter und Energieausweise für Kirchen

- Wiener Antrag für die nächste Synode

- Abschied von der Pfarrgemeinde A.B. Schwechat

- Notizen aus der Versammlung

Vom Spargel und der Liebe Gottes

In den Sitzungstag führte Pfarrerin Kati Alder die Delegierten und Gäste mit einer frühlingshaften Andacht rund um einen Spargel als Allegorie für einen betenden Menschen wie auch für das Geliebt-Sein von Gott. Welche Kraft und welches Engagement Menschen aus dem Gebet und dem Glauben an die Liebe Gottes schöpfen können, zeigte sich in der Angelobung neuer Delegierter, die sich nun ehrenamtlich in der zweimal im Jahr stattfindenden Versammlung engagieren und auch in den Jahresberichten der verschiedenen Arbeitsbereiche der Superintendenz. 

Polizei- und Gefängnisseelsorge stellen sich vor

Exemplarisch für die Arbeitsbereiche stellten Stefan Kunrath, Lektor und Polizeiseelsorger, sowie Matthias Geist, Pfarrer und Gefängnisseelsorger, ihre Mitarbeit im Evangelischen Wien vor.  Während Kunrath Polizisten vor, während und nach Einsätzen betreut, hat Dr. Geist für Haftinsassen und –entlassen sowie deren Angehörige ein offenes Ohr und leistet über dies „Widerstand gegen ein System, das eine große Gefahr, Menschen zu brechen“, so Geist.

„Ehrenamtlich sind immer willkommen“, sagte Kunrath. Pfarrer Geist stimmte ihm zu und ergänzte: „Eine Anschlussmöglichkeit für Pfarrgemeinden an die Gefängnisseelsorge ist außerdem, Haftentlassenen eine Möglichkeit für einen Neuanfang zu bieten durch kleine Jobs. Zum Beispiel im Küsterdienst.“

Ein Blick auf den Diakonie Flüchtlingsdienst

Auf der Suche nach Ehrenamtlichen ist auch der Diakonie Flüchtlingsdienst, berichteten Anna Friedrich und Pamela Haderlein, Assistentinnen der Geschäftsführung des Flüchtlingsdienstes. Die Synode der Evangelischen Kirche in Österreich hat auf ihrer Dezember-Synode beschlossen, 64.000 Euro dem Flüchtlingsdienst zur Verfügung zu stellen. Dieses Geld werde nun für die Professionalisierung der Ehrenamtlichenarbeit investiert, so Friedrich und Haderlein. Beide präsentierten die verschiedenen Bereiche des Flüchtlingsdienstes: Sozial- und Rechtsberatung, Unterbringen und Betreuung, Psychotherapie und Gesundheit sowie Integration. (Weitere Infos: http://fluechtlingsdienst.diakonie.at/ich-moechte-helfen/mitarbeiten/freiwillige )

Gemeinsam: Wien West-Süd-West und „auf dem Weg nach 2017“

Neben der Polizei - und der Gefängnisseelsorge sowie der Flüchtlingsarbeit, die ein Füreinander-Dasein im Evangelischen Wien widerspiegeln, wurde auch das Miteinander betont: Senior Hansjürgen Deml stellte das Projekt „Wien West-Süd-West“ vor. Hier sollen sich Nachbar-Pfarrgemeinden austauschen und über den Tellerrand schauen. Welchen Bedarf, welche Probleme gibt es bei den Bürgern der Nachbarschaft? Wo kann gemeinsam etwas gestaltet werden? Wo können gemeinsam Probleme gelöst werden? „Das Projekt ist ein ergebnisoffener Prozess“, so Pfarrer Deml. „Es soll keine Umstrukturierung wie in der katholischen Kirche bedeuten.“

Vom guten Miteinander „ auf dem Weg nach 2017“ unter den Lutheranern, Reformierten und Methodisten berichtet Superintendentialkuratorin Inge Troch:

- Wien wird im GEKE Projekt European Cities of Reformation zu einer „Stadt der Reformation“ ernannt.

- Der Auftakt zum Jubiläumsjahr der Reformation wird auf dem Reformationsempfang am 3. November 2016 gefeiert, wo auch die revidierte Luther-Übersetzung der Bibel präsentiert werden soll.

- Am 1. Adventssonntag liegt der Schwerpunkt auf das 2017 ausgerufene „Jahr des Glaubens“.

- Das Reformationsjubiläum wird auch ökumenisch gefeiert. So sind Vertreter der drei evangelischen Kirchen zur Bischofskonferenz im November 2016 eingeladen

- Im Jänner 2017 soll es einen Europäischen Evangelischen Ball geben

- Von Ende Jänner bis Juni 2017 wird es eine Ausstellung im Wien-Museum geben zum Thema „Wien als Stadt der Reformation“

- Ein großes, öffentliches Reformationsfest, zu dem alle Evangelischen in Österreich kommen sollen, ist für den 30. September 2017 in Wien geplant

- Jede Pfarrgemeinde soll „ihr Reformationsfest“ am 31. Oktober feiern

- Das Wiener Projekt „Reformation in Bewegung. SchülerInnen geben Evangelische Stadtführungen“ ist super gestartet. Die ersten Fortbildungsabende für LehrerInnen sind bereits veranstaltet worden.

Der neue Kirchenbeitrag kommt

Vor dem Reformationsjubiläum in 2017 stemmt die Evangelische Kirche in Österreich gemeinsam eine Reformation des Kirchenbeitrages. Oberkirchenrat Günter Köber berichtete den Versammelten, wie der Kirchenbeitrag ab dem 1. Jänner 2016 gerechter erhoben werden wird: Die Methoden zur Ermittlung des richtigen Kirchenbeitrags, der sich am Einkommen misst, sollen verbessert werden. „Durch klare Definition und einheitliche Anwendung realitätsnaher Bemessungsgrundlagen soll das Kirchenbeitragsaufkommen stabil gehalten werden.“  So soll verstärkt auf Einkommensnachweise gepocht werden und auch Kollektivverträge oder statistisches Einkommen sollen zum Beispiel zur Berechnung zu Rate gezogen werden. Im Zuge der Neuerungen wird der Kirchenbeitrag von 1,5 Prozent auf 1,2 Prozent des steuerpflichtigen Einkommens sinken.

News aus der Synode wichtig für Wien: Seelsorge im Alter und Energieausweise für Kirchen

Neben diesen Synoden-Themen wie der Kirchenbeitrag und der Diakonie Flüchtlingsdienst hat Pfarrer Matthias Geist von allen gewichtigen Punkten der Dezember-Synode berichtet. Besonders interessant für die Evangelisch-lutherischen Pfarrgemeinden Wiens. Die Synode hat beschlossen, die Pfarrgemeinden finanziell bei der empfohlenen Erstellung eines Energieausweises für Kirchengebäude zu unterstützen. Lassen Pfarrgemeinden einen Energieausweis erstellen, refundiert die Evangelische Kirche in Österreich 50 Prozent der Kosten. Außerdem war die Krankenhaus- und Geriatrieseelsorge Themen der Synode. Hier ergänzte auf der Wiener Versammlung Pfarrerin Margit Leuthold: „Wenn Sie in den Gemeinden das Thema ‚Seelsorge im Alter‘ behandeln, sprechen Sie uns an, wir sind dabei.“

Wiener Antrag für die nächste Synode

Die Wiener Delegierten beschlossen mehrheitlich, sich mit folgendem Antrag, formuliert von der Pfarrgemeinde Ottakring, auf der nächsten Synode einzubringen:  „Die Superintendentialversammlung Wien bittet die Synode der Evangelischen Kirche A.B. im Rahmen der Erstellung einer neuen Trauagende auch die Erstellung eines Segensformulares (für unverheiratete heterosexuelle und verpartnerte homosexuelle Partnerschaften) mitzubedenken und in die Trauagende aufzunehmen.“

Abschied von Renate Lehmann und der Pfarrgemeinde A.B. Schwechat

Bei all den angesprochenen Themen des Für- und Miteinanders im Evangelischen Wien mussten zwei Abschiede bekannte gegeben werden: Renate Lehmann, Assistentin der Geschäftsführung, wird im Sommer in Pension gehen und als Angestellte der Wiener Superintendentur mit ihrem organisatorischen Talent nicht mehr an den Superintendentialversammlungen teilnehmen. Superintendent Hansjörg Lein verabschiedete sie mit einem Strauß Blumen in den „Kirchenfarben“ violett und gelb.

Außerdem wurde Kurator Peter Watzak-Helmer stellvertretend für die Delegierten der Pfarrgemeinde Schwechat mit einer Sonnenblume, überreicht von Seniorin Verena Groh, verabschiedet. Die Pfarrgemeinde Schwechat wird von Wien in die Diözese Niederösterreich wechseln. „Danke an die Superintendentialversammlung und Danke für die persönlichen Beziehungen“, sagte Watzak-Helmer. „Der Wechsel ist nichts Persönliches und liegt auch nicht an theologischen Ausrichtungen.“ Finanzielle Gründe hatten die Pfarrgemeinde zu dem Schritt bewogen, die Grenzen, die von der Politik gesetzt würden, auch in der kirchlichen Struktur zu übernehmen.

Notizen aus der Versammlung

- Kurator Christian Kikuta ist in den Nominierungsausschuss gewählt worden

- Änderung der Wiener Superintendentialordnung: Die Finanzkommission, mit ihrer Aufgabe den Superintendentialausschuss bei der Budgeterstellung zu unterstützen, ist aus der Wiener Superintendentialordnung zu streichen und die derzeitige Finanzkommission ist aufzulösen

- Kommende Termine der Superintendentialversammlung: 23. April 2016 und 12. November 2016

Text und Fotos: Martina Schomaker

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