Eine Ära endet: Verabschiedung von Pfarrer Hartmut Schlener

38 Jahre wirkte Pfarrer Schlener in Wien-Hütteldorf

 
von Martina Schomaker
Alles Gute für den Start in die Pension wünschte Superintendent Matthias Geist (links) dem langjährgien Hütteldorfer Pfarrer Hartmut Schlener (rechts). Foto: J. Hitzigrath
Alles Gute für den Start in die Pension wünschte Superintendent Matthias Geist (links) dem langjährgien Hütteldorfer Pfarrer Hartmut Schlener (rechts). Foto: J. Hitzigrath

Mit einem Fest und einem feierlichen Gottesdienst wurde Pfarrer Hartmut Schlener am Sonntag, 12. September, in die Pension verabschiedet. Seine geistliche Laufbahn begann 1981 in der Verklärungskirche im 2. Wiener Bezirk, wo er auch ordiniert wurde. Am 9. September 1984 wurde Hartmut Schlener dann als Pfarrer der Trinitatiskirche in Wien-Hütteldorf amtseingeführt. Er kam - um zu bleiben: Jetzt, nach 38 Jahren Dienst in Hütteldorf, geht Pfarrer Hartmut Schlener in den Ruhestand.

Pfarrer Hartmut Schlener war neben der Arbeit in der Pfarrgemeinde Hütteldorf auch in gesamtkirchlichen Bereichen tätig. Als Blindenseelsorger der Evangelischen Kirche in Österreich war er seit 1989 Mitglied im Verein der Christoffel- Blindenmission. In vielfältiger Weise arbeitete er im Gustav-Adolf-Verein in Österreich. Er übernahm die Funktion des Schriftführers und betreute als Redaktionsleiter den Kinder- und Jugendbrief. Weiters kümmerte er sich auch um die  Erstellung und Betreuung der Homepage. Ein besonderes Projekt war die Herausgabe einer eigenen Briefmarke im Jahr 2011. Als Obmann des Zweigvereins in Wien organisierte er die Schülersammlungen, die Jahresfeste und gab die Vereinszeitung heraus.

Im Fest-Gotttesdienst wurde Schlener von allen drei Wiener Superintendenten, die ihn auf seinem Dienstweg begleiteten, gesegnet: Von Werner Horn, Hansjörg Lein und dem amtierenden Superintendenten Matthias Geist. Auch seine Frau Linda, die ihm treu zur Seite stand und die Pfarrgemeinde mitgestaltete, wurde verabschiedet und gesegnet.

Lesen Sie hier die Festpredigt zu Ehren von Hartmut Schlener, gehalten von Superintdent Matthias Geist:

Predigt über Römer 1, 8-12.16

Gott ist mein Zeuge, so sagt es Paulus. Gott – nicht allein wir. Der Ruf in das Evangelium und der Ruf aus dem Evangelium heraus hat Wirkung. So wie bei Paulus auch bei Dir. Es ist diese unbedingte Hingabe. Ohne Unterlass zu denken. Im Gebet zu flehen. Und die Ankunft zu erwarten. Gottes Ankunft und die je und je neue Gemeinschaft unter dem Wort seines Sohnes.
Ich sehe diese starken Worte als Kraft, die aus Dir gesprochen hat: Ja, ich möchte etwas mitteilen an geistlicher Gabe. Ja, ich möchte es spüren und selber weitergeben, wie es ist, in mancher Trübsal getröstet zu sein. Aber vor allem wie es ist, aufgerichtet zu sein und aufgerichtet zu werden. Wie das Kreuz unter uns Menschen ein Mahnmal aufgerichtet ist, so ist Jesus neu erstanden. Uns zur Erneuerung, zur Befreiung, zur Versöhnung.

Diese Gedanken hast Du, lieber Hartmut, über 40 Jahre in dieser Gemeinde als Dein Leitmotiv gewählt und bis zuletzt umgesetzt. Viele tausende sind durch Dein Wirken im Leben gehört und begleitet, ja auch gestärkt worden.

Und Du hast es immer hinauslaufen lassen auf das Wort, das im Anschluss von Paulus gewählt ist:

„Ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht. Denn es ist eine Kraft Gottes, die die selig macht alle, die glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben“.

Ich sehe Dich als einen scheidenden aus der Superintendenz, der immer wieder mahnte und zum Wesentlichen zurückgerufen hat. Der das Evangelium nicht in Wohlfühloasen, sondern als kernige, auch kantige Botschaft gesehen und beschrieben hat. Und dass Du dies eingefordert hast, auch in Sitzungen der SupVersammlung und sicher hier vor Ort, ist eines Deiner Verdienste, die nicht immer leicht waren und auch Anfechtung bedeuten konnten.

Wenn Du mit Tatkraft vor 25 Jahren mir als jungem Vikar das Krankenhaus-Bereitschaftshandy gebracht hast, war das ein seelsorgerlicher Akt an einem jungen unbedarftem Beginner. Wenn Du noch früher als gerade erst selber Vikar, Deinem neu gewählten Superintendenten (SI Horn), einen reizenden Brief mit Segensgruß geschickt hast, dann spricht das Bände, weil es nicht alle Tage so geschieht. Wenn Du mit handwerklichem Geschick und viel Planung Reisen veranstaltet und Ziegelsteine gewälzt hast:

Das Evangelium, dessen Du Dich nicht schämst, sondern freimütig verkündigst, ist in Dir und spricht aus Dir. Wenn Du nun weiterziehst. So ist dies ein neuer Bereich. Nicht mehr als Last, alles in anderem Freiheitsgrad und mit derselben Freimütigkeit, wirst Du dies Wohlsein aus Gottes Kraft empfangen, diese gute Nachricht. Du wirst hinter Dir lassen, was ruhen darf. Mit Dir geht ein Pfarrer in Ruhestand, der bewundernswert und aufopferungsvoll gewirkt hat, wie wenige andere. Nun darfst Du es gut sein lassen. Wir wünschen Dir diese herzerfrischende Kraft aus dem Evangelium noch lange. Die Superintendenz A.B. Wien und die Pfarrgemeinde hier in der Trinitatiskirche sind Dir zu ehrlichem und herzlichem Dank verpflichtet. Weil Du mit Elan und Evangelium da warst:

Als vielfacher Mitarbeiter, ja als der Hartmut, der alles hier vor Ort vernetzt hat und dem keine Minute im Auftrag des Evangeliums zu schade war.

Als Mann mit Deiner Ehefrau, die Dir treu zur Seite stand und steht und Dir sicher viele Herausforderungen mitgetragen hat.

Als Vorstandsmitglied im Verband der Wiener Pfarrgemeinden und im Friedhofsvorstand. Die Schriftführer, die so exakt abbilden, was in Sitzungen läuft, gibt es nicht mehr. Die, die vor der Sitzung so gut vorbereitet sind, dass das Protokoll bereits vor der Sitzung in Grundzügen steht. Wie nicht zuletzt im Gustav-Adolf-Verein.

Du warst unermüdlich da - mit Siebenbürgen befasst und im Kopf schon die Gustav-Adolf-Aussendung. Du geht mit Menschen mit, hast den Blick für Diakonie in Gemeinde und darüber hinaus. Du bist mit seelsorgerlichen großen und kleinen Aufgaben betraut gewesen und hast mit viel Freiheit aus dem Evangelium auch Dein unerreichbares, nettes Schmunzeln nie verlernt.

Dafür sagen wir Dir heute Dank.

AMEN.

Weitere Impressionen (Fotos: Jochen Hitzigrath)

Weitere Artikel

Nach Oben