Christliches Yoga in der Lutherischen Stadtkirche

Glaube ist nicht allein Kopfsache. Millionen Menschen lassen sich jährlich mit „7 Wochen Ohne“, der Fastenaktion der evangelischen Kirche aus dem Trott bringen. Sie verzichten nicht auf Schokolade oder Alkohol, sondern folgen der Einladung zum Fasten im Kopf: sieben Wochen lang die Routine des Alltags hinterfragen, eine neue Perspektive einnehmen, entdecken, worauf es ankommt im Leben. Die Lutherische Stadtkirche macht mit bei der Evangelischen Fastenaktion aus Deutschland - und lädt mit einem eigenen Programm alle Interessierten ebenfalls dazu ein. Eine ganz neue Perspektive bringt am 27. März der Workshop „Christliches Yoga“ mit sich.

 
von Gratzer
Plakat des Workshop "Christliches Yoga"
Plakat des Workshop "Christliches Yoga"

Christliches Yoga

„Ich bin aus meiner eigenen Yogapraxis auf die Verbindung von Yoga und Glaube gekommen. Dabei habe ich nach den Yogastunden bemerkt, dass ich sehr leicht und ungezwungen in eine Gebetszeit übergehen konnte. Die Bewegung, Atmung, Konzentration und Ruhe der Yogapraxis haben es mir erleichtert, still zu werden, in mein Inneres schauen zu können, zu spüren, was ich auf dem Herzen habe und das dann auch vor Gott bringen zu können“, erklärt Katharina Lang, ausgebildete Yogalehrerin und Vikarin („Pfarrerin in Ausbildung“) in Deutschland. „Inzwischen habe ich diese Verbindung von Yoga und Gebet auch zu einer Praxis für andere weiterentwickelt.“ So gibt Katharina Lang auf Anfrage Workshop-Kurse und ist auf YouTube unter @yoga himmelwaerts zu finden.  

Den Workshop „Christliches Yoga“ im Rahmen der Fastenaktion in der Lutherischen Stadtkirche in Wien wird die Vikarin via Zoom geben. „Ich werde eine Einführung in die Thematik ‚Was ist christliches Yoga?‘ geben und mit den Teilnehmer*innen Yoga-Übungen praktizieren. Natürlich wird es Zeit für Rückfragen und den Austausch geben.“

Für die studierte Theologin passen zu ihrem evangelischen Glauben sehr gut die drei Säulen des Yogas: die Asana-Praxis (Körperübungen), die Pranayama-Praxis (Atemübungen) und die Meditations-Praxis (Geistliche Übung).

„In der Asana‐Praxis mache ich mr bewusst, dass wir als Geschöpfe Gottes aus Fleisch und Blut geschaffen sind und unser Körper Teil unseres irdischen Lebens ist. Jesus Christus ist ebenso ganz Mensch geworden, aus Fleisch und Blut, genauso körperlich wie geistig“, geht Katharina Lang ins Detail.

„In der Pranayama‐Praxis zitiere ich gern die Bibelstelle Genesis 2,7: ‚Der Atem ist uns von Gott gegeben‘ – dabei werde ich mir meiner Lungen, die sich mit Luft füllen, bewusst. In der Meditations-Praxis lasse ich gern Psalm 8 sprechen, der sagt, dass wir Menschen kaum geringer als Gott geschaffen sind und uns eine Lebenskraft und Lebendigkeit innewohnt, die über das Körperliche und Sichtbare hinausgeht.“

Alle drei Säulen seien darauf ausgerichtet, den Geist des Menschen zu beruhigen und für tiefere Erfahrungen und Erkenntnisse empfänglich zu machen, so die Yogalehrerin. „Denn wenn der Geist ruhig werden kann, dann schafft der Mensch Raum für die Gottesbeziehung und Begegnung mit dem, was über das Sichtbare hinausgeht. – Oder kurz gesagt: Im christlichen Yoga verbinde ich die bewährten Körper- und Atemtechniken der Yogapraxis mit dem Reichtum verschiedener Gebetsformen und biblischer Worte der christlichen Spiritualität.“

Von dieser Verbindung zwischen Bewegung und Gebet ist der Organisator der Fastenaktion in der Wiener Lutherischen Stadtkirche, Christopher Türke, angetan. „Meiner Meinung nach kann evangelischer Glaube oft sehr verkopft sein. Glaube aber ist nicht allein Kopfsache, sondern braucht den ganzen Körper. Christliches Yoga kann Beten mit dem ganzen Körper sein.“ Aus diesem Grund habe er Katharina Lang für den Workshop im Rahmen der Fastenaktion der Wiener Pfarrgemeinde eingeladen. Türke ist übrigens auch Vikar, also Pfarrer in Ausbildung, und hat die Yogalehrerin Lang im Theologie-Studium kennengelernt.

Türke betont, dass der Workshop auch etwas für Yoga-Neulinge ist. Denn: „In der Fastenzeit geht es für mich darum, neue Perspektiven zu entdecken.“

Fastenzeit in der Evangelischen Kirche

Die Fastenzeit wird in der evangelischen Kirche auch Passionszeit genannt. Für den Reformator Martin Luther war das Fasten kein „gutes Werk“, d.h. der Mensch wird durch das Fasten nicht angenehm vor Gott, sondern allein durch den Glauben und die Gnade.

„Wir müssen uns Gottes Liebe nicht durch asketische Übungen verdienen“, erklärt Vikar Türke.

„Luther sagte es mal so: ‚Kein Christ ist zu den Werken, die Gott nicht geboten hat, verpflichtet. Er darf also zu jeder Zeit jegliche Speise essen.‘ Dabei hat Luther das Fasten jedoch nicht untersagt – er hat sogar selbst gefastet. Doch der Sinn des Fastens war bei ihm nicht, sich Gottes Liebe zu verdienen, sondern ‚den alten Adam zu zähmen‘“, so Türke.

Er selbst verzichtet zurzeit auf Fleisch, Alkohol und Süßigkeiten.

„Das Schöne am evangelischen Fasten ist die Freiheit – ich kann alles, muss es aber nicht. Was ich genau faste und ob ich es durchhalte, ist mir nicht vorgeschrieben. Ich finde es aber schön, dass auch wir evangelische Christ*innen diese besondere Zeit im Jahr wiederentdeckt haben und auch mit der Aktion „7 Wochen ohne“ begehen.

Basic-facts & Links

Christliches Yoga? Workshop und Einführung am 27.3.2021 von 15 Uhr bis 17 Uhr via Zoom. Leitung: Theologin und Yogalehrerin Katharina Lang.
Anmeldung bei Vikar Christopher Türke unter christopher.tuerke@evang.at

www.stadtkirche.at

https://7wochenohne.evangelisch.de/

https://yogahimmelwaerts.de/

https://www.youtube.com/channel/UCJYGA1C2p5er2iBtXrIGWUQ

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