Autofrei in die Fastenzeit: Österreichische Initiative erstmals interreligiös
Geist: „Von der alten Gewohnheit des ‚Stärker-Größer-Mehr‘ trennen“
Wien (epdÖ) – Kirchen und Religionsgemeinschaften laden auch heuer wieder dazu ein, in der Fastenzeit umwelt- und gesundheitsfreundliche Alternativen zum Autofahren zu nutzen. Unter dem Motto „Gesund für Dich – Gesund für die Natur“ soll die Aktion vom 14. Februar bis 30. März Menschen dazu bewegen, klimafreundliche Möglichkeiten der Fortbewegung zu entdecken. Dabei ist in diesem Jahr das Projekt, das seit 20 Jahren auf ökumenischer Basis erfolgt, zum ersten Mal interreligiös aufgestellt. So zählen heuer neben der Evangelischen und Katholischen Kirche auch die israelitische Kultusgemeinde, die Bahai Religion, sowie die Buddhistische und die Alevitische Glaubensgemeinschaft zu den Veranstaltern.
Eine klare Botschaft im Autofasten sieht der Wiener Superintendent Matthias Geist. Mit allen schöpfungsbewussten Menschen aus der Zivilgesellschaft und den verschiedenen Religionsgemeinschaften ermutige diese Botschaft zu konkretem Handeln. Gerade für nachfolgende Generationen sei es wichtig, sich jetzt von der alten Gewohnheit des „Stärker-Größer-Mehr“ zu trennen und sich der menschlichen Natur zuzuwenden, betont Geist. Für ihn selbst sei es Anreiz, längere Spaziergänge zu machen und nicht mit dem Auto „stupide im Stau oder vor einer Ampel zu stehen“. Zudem stellt die hinter dem Autofasten stehende Botschaft für den Superintendenten einen gemeinschaftlichen Auftrag dar, „mit allen schöpfungsbewussten Menschen aus Zivilgesellschaft und unseren verschiedenen Religionsgemeinschaften aktiv zu werden“.
„Abgase, Staub, Lärm, Verkehrstote und Verletzte, finanzielle Belastung und Bewegungsmangel sind alles unerwünschte Nebenwirkungen des Autoverkehrs“, erklären die kirchlichen Umweltbeauftragten in einer Aussendung der katholischen Diözese Eisenstadt. Trotz der Herausforderung, sich in einem „von Flexibilitäts- und Mobilitätsanforderungen geprägten Alltag“ einzuschränken, lohne sich die Teilnahme am Autofasten für alle.
Die Aktion biete Teilnehmenden etwa die Chance auf mehr Lebensqualität und Bewegung. Überdies würden mit dem mehrwöchigen Autoverzicht als Nebeneffekt rund um das Auto Kosten eingespart werden. Außerdem helfe man den Umweltbeauftragten zufolge bei der Reduktion der Schadstoffbelastung mit. Die Aktion beinhaltet aber auch eine politische Forderung, indem die Umweltbeauftragten den Ausbau von sauberer, nachhaltiger und klimafreundlicher Mobilitätsformen einmahnen.
Als ein „brennendes Problem“ bezeichnet der Wiener katholische Umweltreferent Michael Gaßmann die aktuell debattierte steigende Zahl an Pkw-Neuzulassungen. Viele würden das Auto primär aus Gründen der Bequemlichkeit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln vorziehen. Für andere seien gerade SUVs, die einen weit höheren Energieverbrauch als herkömmliche Pkws haben, „ein Statussymbol, aber kein Nutzfahrwerk“, kritisierte Gaßmann mit Blick auf die jüngst vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) veröffentlichten Zahlen von SUV-Neuzulassungen im vergangenen Jahr. Nahezu jeder zweite Neuwagen sei ein SUV und auch bei den E-Autos sei der SUV-Anteil hoch (27 Prozent), wie die Studie ergab. Wien ging als SUV-Spitzenreiter hervor (23.887).
Ein zusätzlicher Ansporn, um sich gemeinsam auf das „Abenteuer Autofasten“ einzulassen, sind ausgeschriebene Preise wie ein österreichweit gültiges Klimaticket oder ein Kurzurlaub für zwei Personen. Schulen haben die Möglichkeit, bei der Aktion „Pickerlbaum“ mitzumachen. Dazu erhalten sie ein Plakat eines Mitmachbaums, den die Schülerinnen und Schüler für jeden Tag, an dem sie nicht mit dem Auto zur Schule gebracht werden, mit einem grünen Blattsticker bekleben können. Reichlich geschmückte Bäume können einen Gutschein im Wert von 60 Euro für einen Obstbaum im Schulgarten gewinnen.
Ein Newsletter begleitet beim Autofasten und gibt Infos über Begünstigungen und Veranstaltungshinweise. Zudem können Interessierte mithilfe eines CO2-Rechners das eigene Mobilitätsverhalten einer Selbsteinschätzung unterziehen und sich zu einer Einsparung von Flug- und Autokilometern verpflichten. Das Land Steiermark verschenkt darüber hinaus an die ersten 250 Personen, die sich online zum Autofasten anmelden, Fahrkarten-Gutscheine im Wert von 20 Euro.
(Info: www.autofasten.at)