Altbischof Dieter Knall verstorben
Bischof Chalupka: „Hat unsere Kirche in die Weite der weltweiten Ökumene geführt“ – Gedenkgottesdienst
Bischof Chalupka: „Hat unsere Kirche in die Weite der weltweiten Ökumene geführt“ – Gedenkgottesdienst am 6. Oktober in Graz
Graz (epdÖ) Der Altbischof der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich und frühere Superintendent der Diözese Steiermark, Dieter Knall, ist am Samstag, 21. September, 89jährig verstorben. Von 1983 bis 1995 war er Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich, davor wirkte er als Superintendent der evangelischen Diözese Steiermark. Bekannt ist Knall auch durch seine Tätigkeit für das Gustav-Adolf-Werk in Deutschland, das international aktive Hilfswerk für evangelische Pfarrgemeinden, das er von 1969 bis zu seiner Wahl zum steirischen Superintendenten als Generalsekretär leitete. Seit seiner Pensionierung lebte Dieter Knall mit seiner Familie in Graz.
Der Gedenkgottesdienst für Altbischof Dieter Knall wird am Sonntag, 6. Oktober, um 17.00 Uhr in der Grazer Heilandskirche stattfinden.
Dass Dieter Knall als Bischof wesentlich zur Öffnung der Evangelischen Kirche beigetragen hat, unterstreicht Bischof Michael Chalupka: „Das Wichtigste, das Dieter Knall für unsere Kirche getan hat: Er hat sie in die Weite der weltweiten Ökumene geführt.“ Durch seine Arbeit für das Gustav-Adolf-Werk habe er die Situation von Minderheitskirchen gut gekannt. Diese spezielle Kenntnis habe er in sein Wirken als Bischof eingebracht und damit auch „das Selbstbewusstsein unserer Kirche in der Diaspora“ gestärkt.
Ökumene „vorbildlich vorgelebt“
„Vorbildlich“ habe er die Ökumene, vor allem in der Beziehung zur römisch-katholischen Kirche, vorgelebt, betont Chalupka gegenüber dem Evangelischen Pressedienst. Schon als steirischer Superintendent mit seinem „kongenialen Partner“ Bischof Johann Weber, aber auch dann als Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche. Hier habe Knall „Meilensteine für das ökumenische Klima“ gesetzt, ist Chalupka überzeugt. Auch die Kirchenleitung in Österreich habe er gestärkt durch das damals neue Referat für Ökumene, Religionspädagogik und Diakonie. Knall habe immer seine „ruhige, besonnene und freundliche Art“ ausgezeichnet, erinnert sich Chalupka und sagt: „In meinen Gedanken und Gebeten bin ich bei der Familie von Altbischof Knall.“
Synodenpräsident Krömer: „Große geistliche, von der lutherischen Theologie geprägte Persönlichkeit“
„Dieter Knall war eine große geistliche, von der lutherischen Theologie geprägte Persönlichkeit“, erinnert sich Synodenpräsident Peter Krömer in einer Stellungnahme. Es sei Knall immer wieder darauf angekommen, in der Evangelischen Kirche und deren Pfarrgemeinden auf das Entscheidende hinzuweisen: „Aus der Kraft des Evangeliums zu leben.“ Zudem würdigt Krömer den Kirchenhistoriker Knall, der nicht zuletzt mit seiner persönlichen Geschichte versucht habe zu vermitteln, dass „Evangelisch-Sein räumlich nicht bei der Evangelischen Kirche in Österreich aufhört, sondern eine europa- und weltweite Dimension hat“.
Superintendent Rehner: „Ein Verbinder“
„Mit Dieter Knall kam 1976 ein Verbinder in die Steiermark“, erklärt der steirische Superintendent Wolfgang Rehner. Innerkirchlich sei ihm das gute Miteinander unterschiedlicher Strömungen ein großes Anliegen gewesen, und auch Rehner hebt Knalls „ökumenische Meilensteine“ vor allem in der Verbindung zur römisch-katholischen Kirche über Bischof Weber hervor. Aus seiner Zeit als Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werks in Kassel und aufgrund seiner Herkunft als Siebenbürger habe Knall zudem „die Verbindung zwischen Ost und West“ gelebt. Seine Forschung habe er der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart gewidmet. „Die Evangelische Kirche in der Steiermark ist der Familie Knall in Trauer um Altbischof Dr. Dieter Knall und im Trost aus der Kraft des Evangeliums verbunden“, schließt die Stellungnahme, die von Superintendent Wolfgang Rehner und Superintendentialkurator Michael Axmann gezeichnet ist.
Schwarz: „Kirche in die weltweite Ökumene geführt“
Die Verdienste Knalls um die Kirchengeschichte und den Austausch der Kirchen des Donauraumes betont der Wiener Kirchenhistoriker Karl Schwarz. Besonders hebt Schwarz in einem Nachruf Knalls Auseinandersetzung mit den unter Maria Theresia nach Siebenbürgen vertriebenen Landlern hervor. Der selbst aus Siebenbürgen Stammende habe sich aber auch stark dem „Erinnern und Versöhnen“ gewidmet. Als Superintendent und Bischof habe er „bemerkenswerte ökumenische Beziehungen zur Römisch-katholischen Kirche aufgebaut und seine Kirche in die weltweite Ökumene geführt“, so Schwarz.
Dieter Knall wurde am 24. August 1930 in Kronstadt (Rumänien) geboren. 1944 wurde er gemeinsam mit seiner Familie zwangsweise aus Rumänien in den Bregenzerwald übersiedelt. Knall studierte Evangelische Theologie in Wien und Heidelberg, sein Vikariat absolvierte er in Stainz, wo er anschließend als Pfarrer wirkte. 1963 wechselte er als Pfarrer nach Bruck an der Mur, bevor er 1969 Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werkes in Kassel wurde. 1976 erfolgte seine Wahl zum steirischen Superintendenten, 1983 dann zum gesamtösterreichischen Bischof der Evangelischen Kirche A.B. Neben seinen Leitungsfunktionen in Österreich gehörte Knall auch internationalen Leitungsgremien des Weltkirchenrates und des Lutherischen Weltbundes an. In zahlreichen Publikationen beschäftigte sich Knall als Kirchenhistoriker mit Themen des Protestantismus, die Landlerforschung, die Diasporaforschung und die Ökumenik waren prägend für ihn. Allein seine Bibliographie, die in der Festschrift zu seinem 75. Geburtstag publiziert wurde, umfasst mehr als 20 Seiten.