Danke, Oma!

 
von Evangelischer Pressedienst

Julia Schnizlein über einen Tag, der Großeltern gewidmet sein sollte

Wissen Sie, was uns fehlt? Ein Großelterntag. Wir haben einen Muttertag, einen oft etwas vernachlässigten Vatertag, aber keinen Opa-/Oma-Tag. Dabei hätte er absolute Berechtigung.

Was täten berufstätige Eltern zum Beispiel in neun (!) Wochen Sommerferien ohne Omas und Opas? Sie springen ein, während Schulferien und Schließzeiten von Kindergärten, bei plötzlicher Erkrankung oder unvorhergesehenen Terminen. Als Besitzer von Jahreskarten für Zoos, Museen oder Schwimmbäder entdecken sie gemeinsam mit den Enkerln die Welt noch einmal neu. Sie leisten unbezahlte und unbezahlbare Arbeit. Großeltern sind oft ein Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft, Reservoir von Geschichte und Geschichten. Sie vermitteln Werte und können es sich gleichzeitig leisten, großzügig und nachsichtig zu sein.

Ist die Verbindung zu den Großeltern innig, dann ist sie ein stabiler Anker. Über den Tod hinaus. Meine Großväter kannte ich leider nicht, aber ich habe das Glück, mit zwei Großmüttern aufgewachsen zu sein. Eine starb vor fast 20 Jahren, aber bis heute spüre ich ihre bedingungslose Zuneigung und die Geborgenheit, die sie mir mitgegeben hat. Ich weiß genau, wie sich ihre faltigen Hände angefühlt haben und wie unerreicht köstlich ihr Salat geschmeckt hat. Sie hatte immer Zeit, immer ein offenes Ohr und dafür bin ich unendlich dankbar.

Dankbar bin ich auch dafür, dass meine andere Großmutter noch lebt. Sie wird bald 97 und ist mir bis heute ein Vorbild. Sie ist der Inbegriff des weisen Familienoberhauptes; wissbegierig, interessiert, aufgeschlossen und gütig. Und cool. Ihren 95. Geburtstag hat sie mit der Familie in einem Campingbus in den Rocky Mountains gefeiert. Wenn ich es mir wünschen könnte, dann würde ich gern so altern wie meine Großmutter.

Großeltern sind oft Vorbilder, manchmal aber auch das Gegenteil. Natürlich gibt es auch Omas und Opas, die sich kaum für ihre Enkel interessieren und vorwiegend mit sich selbst beschäftigt sind. Es gibt übergriffige Großeltern oder altersstarrsinnige. Und vielleicht würde ja gerade ihnen ein Großelterntag guttun. Ein Tag, der die bereichernden Aspekte des Großelternseins in den Mittelpunkt rückt. Ein Tag, um Danke zu sagen.

(Fotonachweis: pixelio.de)

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