Handykoller

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über das erste Gebot – und die Abhängigkeit von kleinen Dingen

Die Hitze setzt nicht nur den Menschen und Tieren zu. Sie kann auch dazu führen, dass Mobiltelefone ihren Geist aushauchen. Kaum waren die dreißig Grad überschritten, ließ sich das Ding nicht mehr bedienen. Natürlich passierte das in einem Augenblick, in dem die Telefonliste endlos schien und die Nachrichtenboxen voll. Doch es ging nichts mehr. Das Handy musste gekühlt werden.

In der Zwischenzeit packte mich die pure Verzweiflung und mir sind zig Menschen eingefallen, die ich jetzt erreichen müsste und die sicher gerade versuchten, mich anzurufen. Da habe ich begonnen, über Gott nachzudenken. Und hörte in mir die Stimme des Reformators Martin Luther, der mich an das erste Gebot – „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst nicht andere Götter haben neben mir“ – erinnerte. Luther legt dieses Gebot so aus: „Worauf du nun dein Herz hängst und verlässt, das ist eigentlich dein Gott.“

So schnell kann’s gehen mit der Abhängigkeit von scheinbar kleinen Dingen. Ich habe mich ertappt gefühlt. Ständige Erreichbarkeit und die andauernde Möglichkeit, sich ins Leben anderer einzumischen, geben uns das Gefühl, unser Leben jederzeit bestimmen zu können, Herr über uns selbst zu sein. Und doch machen wir uns abhängig, machen ein technisches Spielzeug zum Herrn über unsere Zeit. Vielleicht sollte ich eine Fastenzeit ohne Mobiltelefon einlegen, um mein Herz freizumachen für den, den man immer rufen kann.

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