Chalupka: Synoden sind Dreh- und Angelpunkt der Evangelischen Kirche
Partizipation aller Getauften an Entscheidungen zentral
Mariazell (epdÖ) – „Wie lasse ich Menschen teilhaben an Entscheidungen? Das ist für uns ganz zentral, dass alle Menschen am Priestertum aller Gläubigen teilhaben können, Männer und Frauen“, sagte der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka am Montag, 20. Juni, in einem Impulsvortrag, mit dem die vorsynodalen Beratungen der römisch-katholischen Bischöfe mit den Delegierten aus den österreichischen Diözesen eröffnet wurden.
Partizipation sei ein wesentlicher Punkt für die evangelische Kirche, hier könne auch die katholische Kirche sicher aus den Erfahrungen der evangelischen Kirche lernen, zeigte sich der Bischof überzeugt. Allerdings lohne sich auch ein kritischer Blick, etwa auf die Zeit des Nationalsozialismus, wo die evangelischen Synoden in Deutschland missbraucht wurden. Deswegen sei es in der Kirche bzw. in der Synode auch so wichtig, auf den „Magnus Consensus“ – große Einmütigkeit – zu schauen. Es brauche „das Bemühen um das, was wirklich gemeinsam trägt, statt auf knappe Mehrheitsentscheidungen zu setzen“. Das bedinge oft auch sehr lange Diskussionsprozesse, um zu diesem „Magnus Consensus“ zu gelangen.
Bischöfe und Delegierte erarbeiten derzeit den finalen österreichischen Text zum Synodalen Prozess, der demnächst nach Rom übermittelt wird. Bischof Chalupka und der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen und orthodoxen Kirche nahmen im Vorfeld dazu an den Beratungen teil.
„Die Synoden sind der Dreh- und Angelpunkt der Evangelischen Kirche, weil wir vom allgemeinen Priestertum aller Gläubigen ausgehen“, sagte Bischof Michael Chalupka weiters im Interview mit Kathpress am Rande der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Mariazell. Geistliche und weltliche Ämter seien in der evangelischen Kirche gleichgestellt, geistliche und weltliche Amtsträger*innen, Männer und Frauen, in gleicher Weise dazu berufen, Leitungsaufgaben wahrzunehmen. Dieses Prinzip ziehe sich in der evangelischen Kirche auf allen Ebenen durch, von den Gemeinden bis zur obersten Kirchenleitung.
In der lutherischen Synode habe beispielsweise der Synodenpräsident gemeinsam mit dem Bischof die gesamtkirchliche Repräsentanz nach außen inne. „Gerade in wichtigen Fragen wie der des Karfreitags ist unser derzeitiger Synodenpräsident Peter Krömer immer wieder auch medial präsent“, erinnerte Chalupka.
Zur Frage nach den Grenzen des Parlamentarismus in der Kirche meinte der Bischof, dass diese Grenzen durch das Evangelium vorgegeben seien. „Das heißt, evangelisches Bewusstsein bildet sich immer in Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift und mit der Beziehung zu Jesus Christus. Das sind unsere wesentlichen Marksteine, das ist unverrückbar.“ Daran müssten sich alle kirchliche Entscheidung messen lassen.
Er hoffe sehr, so Bischof Chalupka weiter, dass das gemeinsame Nachdenken über Synodalität die Kirchen auch wieder näher zueinander bringen kann. Und er betonte einmal mehr die „sehr schmerzliche Wunde, dass wir nicht miteinander gemeinsam am Tisch des Herrn Abendmahl feiern können“. Denn: „Wir sind als Christinnen und Christen dazu berufen, das Brot mit allen zu teilen. Wenn wir aber schon nicht imstande sind, es untereinander zu teilen, dann ist das eine schwierige Situation. Das heißt, da müssen wir weiterkommen.“ Er hoffe sehr, so der evangelisch-lutherische Bischof, „dass das noch zu meinen Lebzeiten möglich ist, dass wir gemeinsam Abendmahl feiern können“.