Dankbar

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über Dankbarkeit als ein Beziehungsgeschehen

„Danke!“ Oft fiel dieses Wort kürzlich bei einer Feier des Diakoniezentrums Spattstraße. Mitarbeiterinnen, die 25 Jahre dabei sind, wurde das goldene Kronenkreuz der Diakonie verliehen. Es ist kein Orden, keine Auszeichnung, sondern ein Zeichen des Dankes der Diakonie für das Engagement ihrer Mitarbeiterinnen, ohne die die evangelische Hilfsorganisation nicht das wäre, was sie ist: gelebte Nächstenliebe.

Das erste Danke an diesem Abend kam aber nicht von den Chefitäten, sondern von den Mitarbeiterinnen selbst. Noch bevor sie das Kronenkreuz überreicht bekamen, sagten sie Danke. Jede sollte von ihrer Arbeit erzählen. Von Kindern, die aufgeblüht sind, und vom Entwickeln neuer Projekte war die Rede, aber auch von vielen Schwierigkeiten und von Schneckentempo, das die Geduld ganz schön strapaziert. Und von der Dankbarkeit, in der „Spatti“ zu arbeiten. Eine ernsthafte Fröhlichkeit erfüllte den Festsaal. Ich fühle mich an Worte des Apostel Paulus erinnert: „Jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann. Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen.“ (Gebetet haben wir auch.)

Gutes tun und beten, fröhlich und dankbar sein – ja, so stelle ich mir gutes und gelingendes Zusammenleben vor. Aber dazu auffordern? Der Aufforderung zum Beten und zum Tun des Guten kann man natürlich folgen – aber quasi auf Befehl fröhlich und dankbar sein?

Klar, wir erziehen Kinder zur Dankbarkeit. Welche Eltern haben das berühmte „Wie sagt man?!“ nicht in den Mund genommen. Mehr als nur einmal habe ich im Gottesdienst darüber gepredigt, dass Dankbarkeit eine Haltung ist, aus der heraus es sich besser lebt, dass man Dankbarkeit auch einüben kann. Aber was, wenn jemand keine Dankbarkeit verspürt? Ist das „Danke“ für ein Geschenk, über das man sich nicht freut, nicht platte Routine? Was, wenn jemand nichts zu danken hat? Die Redewendung „Danke für nichts“ kommt mir in den Sinn. Ich höre sie immer öfter. Viele Menschen scheinen zu erleben, dass nichts für sie getan wird, fühlen sich schlecht beraten, enttäuscht, benachteiligt und zurückgelassen. Auf der anderen Seite steht der Trend, sich über die Undankbarkeit der Leute zu beschweren. Es ist auch wirklich nicht schön, wenn wir uns bemühen und Undank ernten. Aber kann es nicht sein, dass unser Bemühen, unsere Hilfe an dem, was der andere braucht, vorbei gegangen ist?

Dankbarkeit funktioniert nicht im Imperativ. Danken ist keine Frage des guten Benehmens. Dankbarkeit ist ein Beziehungsgeschehen. Sie entsteht dort, wo wir einander annehmen und aufeinander eingehen. Bei der Feier im Diakoniezentrum Spattstraße habe ich das erlebt.

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