Karl Barth Ausstellung "Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedestörer!"
»Schweizer! Ausländer! Hetzer! Friedestörer!« So hatte sich Karl Barth selber in einem Brief, am 23. Januar 1923, an seinen Freund Eduard Thurneyen bezeichnet.
Auf 16 Tafeln werden wichtige Entscheidungen aus dem Leben Karl Barths dargestellt, genauso wie die theologischen »Neins!«, die mit seiner Theologie verbunden sind. Doch immer geht diesen »Neins!« das »Ja!« Gottes zu seinen Geschöpfen, den Menschen, uneinholbar voraus.
Mit Bildern, erläuternden Texten und Zitaten wird den Besuchern der Ausstellung ein Einblick in das herausfordernde Leben und das theologische, kirchliche und politische Handeln Karl Barths gegeben. Er war wohl der herausragendste, einflussreichste und bedeutendste Theologe des vergangenen
Jahrhunderts. Die einzelnen Tafeln tragen Titel unter denen jeweils ein Aspekt heraus- und dargestellt wird:
»Das Streiten wird bleiben«, »Genosse Pfarrer«, »Dieser Gott ist tot!« etc. (vollständig finden sich die Titel auf der Homepage: https://www.karl-barth-jahr.eu/wanderausstellung).
In dieser Ausstellung kann man sich einen wunderbaren ersten Eindruck verschaffen, wer dieser Mann gewesen ist und kann der Frage nachgehen, worin eigentlich das Besondere seiner Theologie zu suchen und zu finden ist: Was macht seine Theologie aus und warum fordert sie bis heute heraus und polarisiert? Es geht also in dieser Ausstellung um Denkanstöße, Impulse und Anregungen die
einladen möchten, das Gespräch zu Karl Barth und über seine Theologie anzuregen.
Die entscheidende Aufgabe des Karl Barth-Jahres, das 2019 begangen wird und für das die Ausstellung ein Baustein ist, liegt nicht in dem notwendigen Blick zurück, auf die Entscheidungen Barths, sondern in der Beantwortung der Frage, wie wir uns heute von Gottes Wort herausrufen lassen in unseren Fragen und Nöten, in unserem Streit um Recht und Gerechtigkeit, um Frieden und Heil, in dieser auseinanderbrechenden Welt. »Immer neu mit dem Anfang anfangen«, darum wird es in dieser Ausstellung ebenfalls gehen.
Falsche Propheten
Barth über Friedensgebete
»Jetzt, nach bald sieben Kriegsmonaten, wo die christlichen Völker Europas längst aus tausend und tausend Wunden bluten, jetzt kommen wir auch daher mit unserem Friedensbettag, jetzt möchten wir mit unserem Christenglauben ein Pflästerchen als Beruhigungsmittel daherbringen, als ob nicht diese sieben Monate eine schreckliche Anklage wären gerade gegen unseren Christenglauben: Wo seid ihr gewesen, als der Brand ausbrach? Und vorher, als jahrzehntelang die Scheite zum Brande zusammengetragen wurden, als es bereits drohend glimmte und rauchte? Wo seid ihr gewesen mit eurem Glauben, von dem ihr sagtet, er sei der Sieg, der die Welt überwinde [vgl. 1 Joh 5,4]? Und nun kommt ihr und wollt um den Frieden beten? Und glaubt dabei so stark an das, worum ihr beten wollt, daß ihr euch nicht einmal auf den gleichen Tag einigen konntet, ihr Katholiken und Protestanten, daß der liebe Gott vor zwei Wochen des Papstes und seiner Leute Friedensgebete anhören mußte und nun nächsten Sonntag (heute) die unsrigen, wohl zu unterscheiden! Spüren wir es, meine Freunde, wie das aneinander vorbeigeht: Gott der Herr offenbart uns im Sturm der Weltgeschichte die Tiefe unseres Elends und die Größe seiner Liebe in einer Wucht, wie wir es vielleicht seit vielen Generationen nicht mehr erlebt haben, und wir antworten damit, daß wir wünschen und beten, es möchte nur recht bald wieder Friede geschlossen werden?! Merken wir es, daß wir uns des unvergleichlichen Segens dieser großen Zeit berauben würden, wenn wir jetzt diesen allgemeinen Gedanken und Gefühlen und dieser Gebetsparole folgen würden? Wollen wir uns denn durchaus neben jene falschen Propheten des Volkes Israel stellen, die in ähnlichen schweren Zeiten ›Friede, Friede!‹ zu rufen pflegten, wo doch eben kein Friede war und keiner sein konnte [vgl. Jer 6,14]?« (Karl Barth, Predigt zu Eph 2,14, in: Predigten 1915 (GA I.27), 72)