Im Licht der Liebe

 
von Evangelischer Pressedienst

Michael Chalupka über den schwierigen Gedanken, dass Gottes Liebe allen gilt.

Gott ist die Liebe. Er liebt nicht nur, was ihm gefällt. Nein, Gott ist die Liebe über allen, so glauben Christinnen und Christen. Er lässt die Sonne aufgehen über den Guten und den Bösen. Angesichts des Krieges ist das ein schwieriger Gedanken, dass Gottes Liebe allen gelten soll, auch dem Aggressor, der so viel Leid über die Opfer bringt, soviel Tod und Zerstörung.

Gott ist die Liebe, und seine Liebe gilt besonders auch den Opfern. Gott steht an ihrer Seite, so glauben wir. Wenn Gott an der Seite der Opfer steht, dann heißt das auch, dass es eine Verpflichtung gibt, dem Bösen zu widerstehen. Die Opfer haben das Recht auf Verteidigung und Unterstützung und Hilfe. Die Weisung Jesu: „Liebe deine Feinde!“ steht dem nicht entgegen. Denn gerade im Widerstand kann sich die Liebe Gottes zu allen erweisen, bietet er doch dem Aggressor die Möglichkeit umzukehren, sich vom Weg des Bösen abzuwenden.

Solange der Mensch ein Mensch ist, steht ihm die Möglichkeit offen, sich zur Humanität zu bekehren. Auch das ist ein schwieriger Gedanke. Das Gefühl, dass einer seine Menschlichkeit verspielen kann, ist verständlich. Doch gäben wir dem nach, wären wir selbst in der Logik der Entmenschlichung gefangen. Gott ist die Liebe über allen. Die Chance der Abkehr vom Bösen bleibt, auch wenn sich keiner aus der Verantwortung für geschehene Verbrechen stehlen kann. Im Licht der Liebe wird die Verantwortung nur noch klarer.

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