Still geboren

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über einen leisen Abschied

„Ich bin froh, dass das mal vorbei ist“, sagt Jana. Und meint damit die Weihnachtszeit. Heute ist der letzte Sonntag nach Epiphanias. Ein letztes Mal in diesem Kirchenjahr werden in evangelischen Gottesdiensten Lieder vom Licht gesungen, das mit der Geburt Jesu in die Welt gekommen ist, Lieder vom „Wunderstern“, der Licht, Klarheit und Freude in unser Leben bringt.

Das Licht ist für Jana zur Zeit sehr weit weg. Dunkle Wolken der Trauer haben sich über ihr Leben gelegt. Ende November hatte sie eine Fehlgeburt. „Niemand sollte so eine Erfahrung alleine machen müssen“, sagt Jana und erzählt, wie sie von einer Untersuchung zur nächsten durchs Spital geirrt ist, zwischen Hoffen und Bangen, coronabedingt ohne Begleitung mitnehmen zu dürfen, auch ihren Mann nicht.

Dann kam der Advent. Die Zeit der freudigen Erwartung. Das Warten auf das Kind im Mittelpunkt des kirchlichen Lebens. Aber da war kein Kind mehr in ihrem Leib. Ihre erwartungsvolle Freude hatte ein jähes Ende gefunden. „Das soll kein Klagen sein“, sagt Jana, „ich weiß, dass solche Dinge eben passieren. Aber ich bin doch froh, dass der Weihnachtsrummel ein Ende hat und ich nicht ständig was vom Kind, das in die Welt kommt, hören muss.“

Wie Jana ihre Erfahrung ins Wort bringt, beeindruckt mich, Weisheit spricht aus ihrer Erzählung. So viele Frauen machen die Erfahrung, dass ihr Kind vor, während oder kurz nach der Geburt stirbt. Und doch wird so oft schweigend darüber hinweggegangen. Zum Teil aus Angst, nicht zu wissen, wie man reagieren soll, zum Teil, weil das Bewusstsein fehlt. Schweigen und Sprachlosigkeit belasten betroffene Eltern zusätzlich. Sie brauchen Gesprächsräume. Und sie brauchen Orte und Rituale für den Abschied. Nicht nur, um die Trauer bewältigen zu können. Es geht auch um die Anerkennung des Kindes, die Anerkennung dessen, dass da ein unverwechselbarer Mensch war und dass eine Frau Mutter und ein Mann Vater geworden ist. Auch wenn das neue Leben nicht das Licht der Welt erblickt hat.

Jana wird sich im Februar von ihrem Kind verabschieden. Als sie erfahren hat, dass das Kind in ihrem Leib nicht mehr lebt, hat sie sich bewusst für ein Krankenhaus entschieden, das still geborene Kinder nicht als „medizinische Abfälle“ behandelt, sondern eine Beisetzung ermöglicht. „Ich denke, das ist gut so“, sagt sie, „so kann ich besser abschließen. Dann fällt es mir sicherlich leichter, nach vorn zu blicken und dann kann ich mich auch wieder auf Weihnachten freuen.“

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